Die junge Witwe Sin-ae kehrt Seoul den Rücken, um in Miryang, der Heimatstadt ihres verstorbenen Mannes, ein neues Leben zu beginnen. Mit der Trauer über den Todesfall scheint sie umso besser zurechtzukommen, je mehr sie diese in Tatkraft umsetzt: Sie richtet eine Klavierschule für Kinder ein und plant sogar ein Grundstück zu erwerben, bis eines Tages ihr knapp sechs Jahre alter Sohn verschwindet. Wenig später wird seine Leiche aus einem Stausee geborgen. Diesen zweiten Verlust bewältigt Sin-ae nicht, und damit wiederum können die Menschen in ihrem Umfeld nicht umgehen. Für eine Weile schließt sie sich einer christlichen Gemeinde an, in der sie scheinbar Trost findet. In Wirklichkeit aber hat diese Gemeinschaft nur Floskeln zur Hand. Lee Chang-dong arbeitet den Kontrast zwischen dem Trostversprechen der Religion und dem Verwehren dieses Trostes durch die Gläubigen scharf heraus. Sobald Sin-ae zusammenbricht, ziehen sich die braven Christenmenschen nämlich zurück. Dann beten sie im Wohnzimmer für die junge Witwe, während diese draußen vor dem Fenster steht und zu einer Verzweiflungstat schreitet. Das tatsächlich Herausragende an Secret Sunshine ist, wie der Film die Trauer nicht nur andeutet, sondern durchinszeniert, sie in ihrer Dauer und ihren Nuancen ausspielt, in ihrer ganzen, jeden Tag sich aufs Neue manifestierenden Unerträglichkeit. (Cristina Nord)
(Text: Viennale 2008)
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Details
- Regie
- LEE CHANG-DONG
- Kamera
- Cho Yong-Kyu
- Author
- LEE CHANG-DONG
- Musik
- Christian Basso