Der Konflikt, auf den die Geschichte der Mildred Pierce sich zuspitzt - eine Mutter und ihre Tochter konkurrieren um denselben Mann - ist ein Konflikt von mythischer Dimension. Ebenso generell bedeutsam ist, was am Beispiel der Karriere dieser Frau über den Zustand einer Gesellschaft zu einem bestimmten historischen Zeitpunkt ausgesagt werden kann. Gegenüber Michael Curtiz' Verfilmung von 1945 hält sich Todd Haynes enger an die literarische Vorlage, James M. Cains gleichnamigen Roman von 1941. Allerdings nimmt Haynes' Version die in Roman wie Erstverfilmung herrschende NoirStimmung zurück zugunsten einer realistischen Darstellung der US-amerikanischen Depressions-Ära. Was sich daraus ergibt - abgesehen von einer luxuriösen Detailverliebtheit an den Oberflächen - ist die Verhandlung der moralischen Folgen des materiellen Aufstiegs am Beispiel einer hart arbeitenden Frau, der so ziemlich alles gelingt, außer die Liebe ihres Kindes zu gewinnen. Wobei Mildred tragischerweise nicht bemerkt, dass die undankbare Tochter ihr im Grunde einen Spiegel mit ihrem eigenen, leicht verzerrten Bild vorhält. Stilistisch orientiert sich Haynes an den großen Meistern des Melodrams, Douglas Sirk und Rainer Werner Fassbinder, wenn er seine Figuren hinter Treppen einklemmt, in Fenster einsperrt, von Möbeln rahmen lässt. Am Ende wird deutlich, dass Geld das einzige ist, was in dieser Gesellschaft etwas bedeutet. Geld, und wie man es bekommt, und wie man damit Menschen unter Kontrolle bringt.
(Text: Viennale 2011)
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Details
- Regie
- Todd Haynes