Mit 17 Jahren kommt die junge Mexikanerin Rosa Jiménez 1999 illegal über den Rio Grande nach Austin, Texas. Sie ist auf der Suche nach einem besseren Leben, und tatsächlich findet sie in den Vereingten Statten einen Ehemann, gründet eine Familie und bekommt eine Arbeit als Kindermädchen. Doch 2003 ereignet sich eine Katastrophe, als eines der Kleinkinder in ihrer Obhut an einem Taschentuch erstickt. Der Unfall wird nicht den herbeigerufenen Sanitätern angelastet, sondern Rosa, die nun in die Mühlen der amerikanischen Justiz gerät. Rasch scheint ihre Schuld geklärt. Zwei Jahre später wird sie zu 99 Jahren Gefängnis verurteilt. «Dafür, dass sie aus Mexiko kommt, ist sie eigentlich recht intelligent», bemerkt der Staatsanwalt bei Rosas Verhandlung, und das ist nur einer von zahlreichen Momenten in Mi vida dentro, die einen richtig wütend machen können. Wie so viele andere inhaftierte mexikanische Immigranten in den USA, von denen einige der Filmemacherin ihr Schicksal schildern, wird auch Rosa Estela Olvera vorab für schuldig befunden, es sei denn, sie kann selbst ihre Unschuld beweisen. Und das sind Fälle, die man im nachmittäglichen Gerichtsfernsehen nicht zu sehen bekommt. Lucia Gajás Dokumentarfilm, sichtlich mit großer Leidenschaft produziert, vermittelt dem Zuschauer eine ebensolche durch die Auswahl seiner Bilder, der Stimmen und der Geräusche. Gajá besucht die Mutter und den Ehemann der Verurteilten, findet Aufnahmen von Rosas Verhör im Gefängnis, bei dem die Sprachbarrieren mitunter kaum eine Verständigung erlauben und spricht in zurückhaltender Weise immer wieder auch mit Rosa selbst. Die Methode und die Annäherung sind dabei so effektiv, dass man als Zuseher beinahe selbst glaubt, das eigene Leben hänge wie das von Rosa am seidenen Faden der amerikanischen Justiz. (Peter Scarlet)
(Text: Viennale 2008)
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Details
- Regie
- Lucia Gaja
- Kamera
- Érika Licea
- Author
- Lucia Gaja
- Musik
- Leo Heiblum, Jacobo Lieberman