Nachdem er mit Noroît sein Konzept der Moderne an einen extremen Endpunkt geführt hat, geht Rivette direkt zur Postmoderne über: Merry-Go-Round, aus den Überresten eines abgebrochenen Filmdrehs zusammengesetzt, bezieht seinen Titel von einem verstümmelten Stroheim-Werk, seinen Plot aus dem Krimi-Genre, seine Schauspieler aus der internationalen Riege. Es geht um einen Koffer voll Geld und einen verschwundenen Vater, um eine Intrige, die die Stars nahe Paris zusammenführt. Doch die Erzählung ergibt sich einer Stimmung ständigen Weitertreibens, die gelassene Erforschung der Topographie weicht dem intensiven, oft nahezu komisch-hysterischen Psychodrama.
Mit Joe Dallesandro und Maria Schneider, zwei Schauspielern, denen das Theatralische fremd ist, wird Merry-Go-Round auch zu Rivettes einziger Arbeit über reines Filmschauspiel an sich und, zu exzellentem, live improvisiertem Jazz, einem aus den Fugen geratenen Themenkatalog seines folgenden Werks: der Stadtplan, das Landhaus, die Last der Vergangenheit als Krimi-Konstruktion, das Leben als Spiel, das Spiel als Kunst. Fehlt nur die Jungfrau von Orléans.
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Details
- Schauspieler
- Joe Dallesandro, Maria Schneider, Danièle Gegauff, Maurice Garrel, Jean- François Stévenin
- Regie
- Jacques Rivette
- Kamera
- William Lubtchansky
- Author
- Jacques Rivette, Eduardo de Gregorio, Suzanne Schiffman
- Musik
- Barre Philips, John Surman