Chicago, 1968. Während des Wahlkonvents der Demokraten kommt es zu Demonstrationen, auf welche die Polizei mit äußerster Härte reagiert. «The whole world is watching», rufen die Demonstranten, die sich der Macht der Kamera plötzlich bewusst werden. Die politischen Unruhen sind der Hintergrund für Haskell Wexlers Regiedebüt Medium Cool, in dem der bis dahin als Kameramann arbeitende Wexler Fakten und Fiktion auf eine damals noch nicht gesehene Art und Weise mischt. «Look out Haskell, it's real!», ruft dem Regisseur ein Mitglied des Filmteams zu, als bei den Dreharbeiten während der Unruhen die Polizei plötzlich Tränengas einsetzt. Medium Cool ist eine beispiellose Mischung aus Fiktion und Dokument, ein genialer Grenzgang zwischen einer erfundenen Geschichte rund um einen entlassenen Fernsehkameramann und den tatsächlichen, gewaltsamen Ereignissen und Straßenkämpfen. Ich geriet mitten in das Tränengas. Die meisten Menschen glauben, man würde bloß nichts mehr sehen können. Doch auch die Haut brennt, als stünde sie in Flammen. Ich musste die Kamera fallen lassen und konnte des ganzen Tag nicht mehr arbeiten. Das war eine der beängstigendsten Erfahrungen meines Lebens. (Haskell Wexler) Zwei Reporter kommen zu einem Verkehrsunfall. Sie drehen ein paar Einstellungen, dann rufen sie die Polizei und verschwinden wieder. Unterwegs treffen sie einen Motorradfahrer, dem sie ihr Filmmaterial übergeben. Während der langen Fahrt dieses Kuriers über die Einfallstraßen nach Chicago lässt Wexler die Opening Credits von Medium Cool laufen, in dem das Kino dem Fernsehen am nächsten kam - nicht im Sinne einer Anbiederung, sondern einer Korrektur. Das heiße Medium Kino weiß mehr über den «Summer of '68» als das kühle, omnipräsente Fernsehen, weil nicht nur der Reporter, sondern auch sein Material einen Weg zurücklegen muss. (Bert RebhandbpKopie zur Verfügung gestellt von Paramount Pictures
(Text: Viennale 2007)
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Details
- Regie
- Haskell Wexler
- Kamera
- Haskell Wexler
- Author
- Haskell Wexler
- Musik
- Mike Bloomfield