Nach einem zehnjährigen Gefängnisaufenthalt kommt Yusuf fast gegen seinen Willen frei. Da sein Schwager ihm ab und zu Geld geschickt hat, sucht Yusuf zunächst die Familie seiner Schwester auf. Deren Ehe befindet sich in einer Krise: Der Mann trinkt und schlägt seine Frau; sie erträgt alles schweigend, und auch das Kind spricht nicht mit dem Vater. Yusuf zieht in ein Hotel, wo er die Sängerin Ugur, deren Mann Bekir und die gemeinsame Tochter kennen lernt. Auch diese Familie ist zerrüttet. Nachdem Bekir Yusuf erzählt hat, dass Ugur einen anderen liebt, der seit Jahrzehnten in Haft ist, bringt er sich um. Jetzt kümmert sich Yusuf um Mutter und Tochter. Eines Tages ist jedoch auch Ugur verschwunden, und Yusuf begibt sich auf die Suche nach ihr, an der Hand ein kleines, stummes Mädchen. Das Fernsehen ist allgegenwärtig in diesem Film; als einziger Spielkamerad der von ihren Eltern im Stich gelassenen Kinder und als Trostspender für die von ihren Frauen verlassenen Männer: Dort versammeln sie sich zum gemeinsamen Teetrinken. Vielleicht ist das Fernsehen auch einfach ein Gefängniswärter, der die Menschen, die in ihren selbst geschaffenen Käfigen dahin vegetieren, ruhig stellt. Demirkubuz dunkle, leere Schauplätze sind eher Seelenlandschaften als reale Orte: So finster sind seine Nächte, so trüb die Tage, so matt die Farben, dass jeder kleinste Lichtstrahl, der hindurchdringt, wie eine Aufheiterung wirkt auch wenn er nur vom Fernsehen kommt. Obwohl Innocence sich wie sehr viele Filme Yesilçams [Istanbuls «Hollywood»] mit dem Schicksal beschäftigt, das seine Fäden rund um das Leben unschuldiger Menschen spinnt, geht der Film doch weit über die Klischees des Genres hinaus. Er greift ein populäres Thema auf, eine leidenschaftliche Liebesgeschichte, an deren Ende das Desaster steht. Da der Weg dorthin vom Schicksal bereits vorgezeichnet ist, kann das Individuum wenig dagegen tun. Der Film versteht und paraphrasiert die selbstzerstörerischen Instinkte, die so oft Leidenschaft in ein tödliches Spiel verwandeln. Eine weitere Komponente, die Innocence vom typischen Yesilçam-Film unterscheidet, ist seine Sozialkritik. Der Film illustriert die aberwitzigen Auswirkungen uralter türkischer Traditionen. Viele Szenen zeigen Menschen, die sich im Fernsehen alte Filme anschauen, in einer Mischung aus dumpfer Regungslosigkeit und surreal überhöhter Identifikation. Das ist ein ironischer Kommentar zu dem Zauber, den Yesilcam-Filme auf Generationen von türkischen Zuschauern ausgeübt haben. (Natali Medina)
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Details
- Regie
- Zeki Demirkubuz
- Kamera
- Ali Utku
- Author
- Zeki Demirkubuz
- Musik
- Cengiz Onural
- Verleih
- Sera Film Services