1982 erschütterte ein Massaker in zwei libanesischen Palästinenserlagern die Weltöffentlichkeit. Vom 16. bis 18. September wüteten Soldaten der Forces Libanaises, einer mit Israel verbündeten christlichen Miliz, in Sabra und Shatila: Am Ende hatten sie zwischen 1.000 und 3.000 palästinensische Zivilisten ermordet, zumeist Frauen, Kinder und Alte. Die genaue Zahl der Opfer, der Toten und Verschwundenen, ist bis heute nicht bekannt. Für die Logistik des Massakers sorgte die israelische Armee, die von dem damaligen Verteidigungsminister Ariel Sharon befehligt wurde. Massaker ist eine psychopolitische Studie über sechs Täter von Sabra und Shatila. Er verknüpft die psychischen Dispositionen der Täter mit ihrem politischen Umfeld und nähert sich über ihre Erzählungen dem Phänomen der kollektiven Gewalt. Ohne das Massaker wirklich rekonstruieren zu wollen, zeigt der Film durch die ineinander verschlungenen Erzählungen der sechs Protagonisten eine bislang unveröffentlichte Version der Ereignisse: die der Täter. Gestikulierende Hände, ein tätowiertes Kreuz, ein wippender Fuß, eine behaarte Brust. Eine strenge, wie ausweglose Inszenierung: Die Libanesen sitzen in kargen Zimmern, Stuhl, Glühbirne, ein Bett, nackte Wände. Das garantiert Anonymität: Die Männer wurden generalamnestiert, ihre Geschichte kennt kaum jemand. Einer zeichnet auf Packpapier das Lager nach, rekonstruiert, teils minutiös. Die Vorgeschichte: Folter schon in der Ausbildung. Der unbedingte Gehorsam. Das Morden als Geschwindigkeitswettbewerb. Die irrsinnige Logik des Tötens von Frauen, Kindern, Pferden und Katzen. Der Krieg findet in Worten statt. Im Kopf. (Christiane Peitz)
(Text: Viennale 2005)
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Details
- Regie
- Monika Borgmann, Lokman Slim, Hermann Theissen
- Kamera
- Nina Menkes
- Author
- Monika Borgmann, Lokman Slim, Hermann Theißen
- Musik
- FM Einheit