Masked and Anonymous
Film

Masked and Anonymous

USA , 2003

In einem vom Bürgerkrieg erschütterten Land will Musikagent Uncle Sweetheart ein Benefizkonzert mit der abgetakelten Folk-Legende Jack Fate organisieren.

Masked and Anonymous
Min. 107
Start. /

Amerika in naher Zukunft: Eine Revolution hat das Land verwüstet und in einen Bürgerkrieg gestürzt, die Massen hausen in Pappkartons auf dem Los Angeles Boulevard, man trinkt zum Frühstück Jack Daniels und lässt beim Fernsehen die Hand nicht vom Abzug der Waffe. Dies ist das ungemütliche Setting von Masked and Anonymous von und mit Bob Dylan. Es ist nicht das erste Mal, dass Dylan vor, hinter oder neben der Filmkamera steht. Seit Don't Look Back, D.A. Pennebakers Cinéma-vérité-Dokument aus den 60er Jahren, tauchte er unter anderem in Peckinpahs Pat Garrett and Billy the Kid auf, und 1978 führte er in Renaldo and Clara, den er zusammen mit Sam Shepard schrieb, sogar Regie. In Masked and Anonymous gibt es eine All-Star-Besetzung, die selbst Robert Altman neidisch machen dürfte: Jessica Lange, John Goodman, Christian Slater, Giovanni Ribisi, Jeff Bridges, Mickey Rourke, Val Kilmer, Penélope Cruz, Angela Bassett Sie alle kreisen um einen unbeweglichen Bob Dylan, der zu einem Drittel er selbst, zu einem Drittel sein eigenes Denkmal und zu einem weiteren der Alt-Barde Jack Fate ist, der «schon erledigt war, bevor er angefangen hat». Warum dieser Film, warum jetzt und warum so verstörend, das dürfte Dylan-Exegeten auf Jahre hinaus beschäftigen. Aber wie sagt Dylan/Fate in einem seiner wie zerlutschten Kautabak aus dem Mundwinkel gespuckten Aphorismen: «Manchmal reicht es nicht, zu verstehen, was die Dinge bedeuten. Manchmal muss man auch wissen, was sie nicht bedeuten.» Oder eben keines von beide. Fate wird aus einem Erdverlies für politische Gefangene gezerrt, weil man ihn als Verlegenheitsstar eines Benefizkonzerts braucht, das Impresario Uncle Sweetheart vor allem zugunsten seiner eigenen Brieftasche organisiert. Und Fate lässt stoisch alles mit sich geschehen. Traumatisierte Reisegefährten werden vor seinen Augen von Todesschwadronen abgeknallt, ein Reporter mit einem Gitarrenhals erschlagen, doch der Mann verzieht keine Sehne seines Gesichts, das in Ruhe zu studieren man hier alle Zeit der Welt hat. Dylan malt das mythische Amerika, das er in seinen Songs seit langem bewohnt, hier zu einer finsteren Allegorie aus, deren minutiöse Details einen prächtigen Hintergrund für das neueste Kapitel in seinem endlosem Roman der Selbststilisierung abgeben. (Jörg Häntzschel)

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