Film

Malerei heute

D , 2005

156 Aquarelle von Werbe- und Wahlplakaten in der Berliner Stadtlandschaft von 1998 bis 2004, filmisch reproduziert,

Min. 61
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Im Sommer 1998 begann Stefan Hayn Aquarelle von Werbetafeln zu malen, die in der Berliner Stadtlandschaft aufgestellt waren. Jedes Blatt war von Anfang an als «Einstellung» eines Dokumentarfilms gedacht, der die wirtschaftlichen, politischen und zwischenmenschlichen Veränderungen protokolliert, die bis 2005 auf «öffentlichen» Bildern sichtbar werden. Die filmisch-malerische Langzeitdokumentation in 156 Aquarellen setzt zu einem Zeitpunkt an, als im wiedervereinigten Deutschland Veränderungen der Arbeits- und Lebensverhältnisse offensichtlich und durch den Regierungswechsel von Kohl zu Schröder auch politisch zugespitzt werden. Nicht nur die Wahlplakate, sondern auch Zigaretten-, Waschmittel- und Kinowerbungen beziehen sich mehr oder weniger explizit auf Themen wie Steuergesetzgebung, Absicherung im Alter, zunehmende Arbeitsplatzängste, innen- und außenpolitische Krisen. Die Malerei fungiert im Film als Versuch, die gesellschaftlichen Veränderungen jenseits des bereits Gewussten neu zu sehen. Die Aquarelle werden einem Kommentar zu ihrer Herstellung und Bedeutung sowie dokumentarischen Aufnahmen gegenüber gestellt, um das Besondere des «malerischen Sehens» direkt erfahrbar zu machen. Was Malerei heute anregend macht, ist der Versuch einer Öffnung: Dinge nebeneinanderzustellen, die sonst nicht zusammengedacht werden, das Politische mit dem Persönlichen zu verbinden. Die Provokation liegt zum Beispiel darin, den Neuen Medien mit der Tätigkeit des Aquarellierens zu antworten also auf dem individuellen Ausdruck (dem geistigen Abdruck der Hand) zu bestehen. (Johannes Beringer)

(Text: Viennale 2005)

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