MAINSTREAM-DEGEN IN 3D
Wenn das oftverfilmte Abenteuerwerk aus der Feder des Vielschreibers Dumas d.Ä. nun im Jahr 2011 eine weitere Neuauflage erlebt, punktet das Projekt vielleicht mit der Ankündigung, erstmals alle Degenduelle hautritzend nah in 3D miterleben zu können, doch auf der anderen Seite wirkt die Wahl des Regisseurs eher abschreckend. Immerhin verdanken wir Paul W.S. Anderson bisher solche Mainstream-Kraftprotzereien wie Mortal Kombat, Resident Evil, Alien vs. Predator und Death Race. Also kommen seine Musketiere womöglich als Muskeltiere daher, die es in der Kampfstärke mit durchtrainierten Actionhelden aufnehmen können.
Ganz so schlimm ist die Muskelmasse der Beteiligten dann doch nicht, aber nichtsdestotrotz treten sie allesamt als 300 Jahre zu früh geborene Doppel-Null-Agenten im Dienste ihrer Majestät von Frankreich auf, um zu Wasser und zu Lande (nicht zu vergessen eine Luftschlacht über Paris) ihren Heldenmut zu beweisen.
Obwohl die Geschichte fürs neue Jahrtausend modernisiert wurde, durften Athos, Porthos, Aramis ihre Namen beibehalten und daher klingt das Trio noch immer wie die Inhaber einer altbewährten französischen Anwaltskanzlei, mit Prozessen in Sachen Stichverletzungen als Spezialgebiet. In Begleitung des jungen DArtagnan (Logan Lerman) machen sie Bösewicht Richelieu ( Christoph Waltz) und seinem Handlanger Rochefort (Mads Mikkelsen) das Leben schwer, indem sie Intrigen vereiteln und einen Krieg zwischen Frankreich und England abzuwenden versuchen. Wobei dieses Frankreich komplett in Bayern liegt (so diente Schloss Schleißheim beispielsweise als Louvre) und der Nebenschauplatz Venedig in den Filmstudios Babelsberg entstand.
Natürlich darf ein Werk, das ursprünglich als Fortsetzungsroman in einer Pariser Zeitung erschienen ist und bereits damals auf reinsten Unterhaltungswert abzielte, filmisch entsprechend hemmungslos spektakulär umgesetzt werden, aber dann sollte es wenigstens über eine unverkennbar eigene Handschrift verfügen. Der Haupteinwand gegen ein Kinoprodukt dieser Machart ist aber gerade seine leichte Verwechselbarkeit, denn einzig anhand der entsprechenden Kostüme kann man ausschließen, in Teil 6 des Fluch der Karibik-Franchise geraten zu sein, wo Johnny Depp gerade das Kommando über ein Luftschiff übernommen hat (Orlando Bloom ist als Herzog von Buckingham auch mit von der Partie) oder möglicherweise doch eher das neueste Holmes-Abenteuer unter Guy Ritchies Regie mitzuerleben. Eine dritte Möglichkeit gibt es ebenfalls, denn Milla Jovovich spielt Milady de Winter, als wäre sie eine Vorläuferin der Kampfmaschine Alice, wodurch in Regisseur Anderson wieder der alte Resident Evil-Profi durchschlägt; oder macht sich bei dieser wichtigen Besetzungslösung vielleicht doch eher der Umstand bemerkbar, dass er und die Schauspielerin miteinander verheiratet sind?
Für Christoph Walz fällt diese Arbeit wahlweise unter die Rubriken überflüssige Fleißaufgabe oder Gewinn an Bekanntheit durch Mitwirkung an einem Blockbuster. Jedenfalls stellt ihn sein Auftritt als schlangenzüngiger Kirchenmann vor keine großen Herausforderungen und bestätigt nur, wie schwer man vom einmal eingefahrenen Rollenschema wieder loskommt. Verstimmend bleibt die schamlos offenkundige Spekulation auf eine Fortsetzung, weil die Gefahr besteht, dass Waltz auch dabei wieder mitwirkt und somit Zeit verliert, sein Talent anderweitig sinnvoller einzusetzen.