Nina Menkes' erster langer Spielfilm Magdalena Viraga ist ein fantasievoller und zugleich rigoroser Film, in dem Menkes - Drehbuchautorin, Regisseurin und Kamerafrau in Personalunion - die Entwicklung einer jungen Prostituierten (Menkes' ausdrucksstarke Schwester Tinka) in schroffen Bildern nachzeichnet. Menkes stützt sich in ihrer Erzählung dabei einerseits auf Texte von Gertrude Stein, Anne Sexton, Mary Daly und William Blake, andererseits auf lebhafte, schäbige Schauplätze in Los Angeles, um den Eindruck eines anonymen lateinamerikanischen Polizeistaats zu erzeugen. Dabei gelingt es ihr, eine realistische und bezwingende Atmosphäre zu schaffen, in der sich das Seelenleben der Protagonistin zu entfalten beginnt. Magdalena Viraga bewegt sich weitgehend zwischen den ausstaffierten Schlafzimmern der Absteige (wo Tinka Menkes als Ida ihr Klientel mit kalter Passivität befriedigt) und der Gefängniszelle, in die sie ebenso häufig von der Polizei aus eher politischen als moralischen Gründen gesteckt wird. Schließlich wird sie für einen Mord verhaftet, den sie vermutlich nicht begangen hat. Früh im Film erzählt Ida einem Polizisten, dass sie am liebsten dort sei, wo sie eben ist - und dass sie ganz nachdrücklich «nicht hier» sei. Ida flüchtet zunehmend in ihre Fantasie, und in einer Szene sieht sie statt einer normalen Zimmerdecke ein Mosaik von Jesus in einer Kirchenkuppel. Mit solchen subjektiven Einstellungen beschreibt Menkes den bewussten Beginn von Idas spirituellem Erwachen, das in rätselhaften prophetischen Bemerkungen zum Ausdruck kommt; der Film trägt nicht umsonst den Untertitel The Story of a Red Sea Crossing. Der Haupttitel weckt Assoziationen zu Maria Magdalena - und einem zänkischen Weib, allerdings einem mit beharrlich passivem Widerstand. (Kevin Thomas, «Los Angeles Times», 1991) Neue Kopie aus der Sammlung des Academy Film Archive.
(Text: Viennale 2007)
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Details
- Regie
- Nina Menkes
- Kamera
- Nina Menkes
- Author
- Nina Menkes