Die Wittstock-Filme von Volker Koepp gehören zu jenen Langzeitbeobachtungen, die den DEFA- Dokumentarfilm international bekannt machten. Mädchen in Wittstock ist der erste Film aus dem Zyklus, in dem der Regisseur untersuchen wollte, wie junge Menschen aus einer landwirtschaftlich geprägten Gegend, im Norden Brandenburgs, zu Fabriksarbeitern werden. Und wie die Industrie die Landschaft, das Leben und Denken der Menschen verändert. Doch die Begegnungen mit den Mädchen, die hier in dem neuen Obertrikotagenwerk eine Ausbildung beginnen, macht Koepps theoretisches Konzept unbrauchbar. Ihr Charme, ihr Witz bestimmen den Film, vor allem die Offenheit, mit der sie über ihre Probleme reden. Da sind die oft chaotischen Arbeitsbedingungen, die Streitereien untereinander, die Kneipen und miesen Tanzschuppen als einzige Möglichkeit für den Feierabend.
Auch in der Auseinandersetzung mit der Werkleitung, die eine Schichtleiterin abgesetzt hatte, nehmen die Frauen kein Blatt vor den Mund. Ihr Widerspruch ist so spontan wie entschieden. - Die Probleme werden bleiben, weit über das Chaos der Gründerzeit hinaus. filmhaus stöbergasse
Die Bilder zeigen die Sicherheit, das Selbstbewußtsein, mit dem sich die Mädchen in ihrem Arbeitsmilieu bewegen. Sie stellen sich mit Selbstverständlichkeit, auch mit Koketterie den Fragen. Die Kamera bemerkt das Spiel - es läßt die Mädchen schön und souverän sein - und spielt mit.
Film und Fernsehen, Berlin 1976
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Details
- Regie
- Volker Koepp
- Author
- Volker Koepp, Richard Ritterbusch
- Musik
- Konrad Körner