Regisseur Edwin Zbonek erzählt Nestroys Fabel vom liederlichen Kleeblatt als Metapher für die Fragwürdigkeit des österreichischen Idylle- und Gesellschaftsverständnisses. Die eigentliche Attraktivität liegt im Konflikt der Gegenüberstellung zweier Welten: Das Vagabundenleben der Handwerker wird mit der biederen Enge der spießbürgerlichen Ordnung konfrontiert. In Knieriems Text bündeln sich die verborgenen Ängste vor diesem Naturereignis, er betäubt sich zuerst mit gemischtem Bier und steigt schließlich zum Schnaps auf, denn im Rausch verkehrt sich die Welt und schließlich auch der Mensch. Knieriem trinkt sich den Kummer an die Oberfläche und artikuliert als einziger die umfassende Verunsicherung, denn "[i]n ein Jahr kommt der Komet. Nachher geht eh die Welt z'Grund."
In der Rolle des Betrunkenen dürfen die damaligen, aufgrund der nicht einschätzbaren Auswirkungen der bevorstehenden Sonnenfinsternis nachvollziehbaren Ängste ausgesprochen werden. Zugleich ist es aber auch die Kritik an einer Gesellschaft der Kleinbürger und Biedermänner, die in der Maske des Rausches offen gelegt wird. Denn in diesem Zustand darf Knieriem zur Wahrheit durchdringen: "I hab an Rausch gehabt, da kann i nix dafür."
Qualtingers satirische Kraft macht aus Nestroys Figur einen verzweifelten Forscher nach den Zusammenhängen. Als Knieriem sucht er Erklärungen in der Naturwissenschaft, in der Astrologie hofft er auf Antworten. Nestroy lässt jedoch die Frage nach der Zukunft und der Wahrheit als Frage nach dem jeweiligen Blick offen.
(Julia Danielczyk)
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Details
- Regie
- Edwin Zbonek
- Kamera
- Günther Anders
- Author
- Hans Weigel, Edwin Zbonek nach der gleichn. Zauberposse von Nestroy
- Musik
- Gustav Zelibor