Lions Love

Lions Love

USA , 1969

Lions Love
Min. 110
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Das Ergebnis des Misserfolges von "Les Créatures" war, dass Varda sich vor großen Problemen sah, in Frankreich einen weiteren Film zustande zu bringen. Ihren nächsten Film Lions Love machte sie in Amerika. Das Thema des Films ist anscheinend eine Avantgarde-Filmemacherin, die nach Hollywood kommt, um hier einen Film zu drehen. Aber dass Varda für die Rolle der Filmemacherin Shirley Clarke (die Regisseurin von The Connection und Portrait of Jason) und für die Rollen ihrer Freunde James Rado und Gerome Ragni (Autoren und Stars von Hair) wählte, macht uns bald deutlich, dass das wahre Thema des Films das Filmemachen allgemein ist, so wie Pirandellos wahres Thema das Theater war. Wenn daher Shirley Clarke einen Selbstmordversuch machen soll und mit der Szene nicht fertig wird, ist es in keiner Weise überraschend, wenn Varda einspringt und die Rolle selbst spielt. Und wenn Viva sich (in die Kamera) beschwert, am Ende des Films, dass ihr Traum, endlich einmal in einem richtigen Film zu sein, wieder nicht erfüllt wurde, ist das weder unangebracht noch aufsehenerregend. Was das amerikanische Publikum aufregte, ja schockierte, war die Konfrontation der vier Filmfiguren mit der Ermordung Robert Kennedys. Aber wie Vardas frühere Filme handelt auch Lions Love von Kontrast und Widerspruch zwischen öffentlichen Ereignissen und privater Ansicht. Auf der einen Seite ein tragisches Ereignis, reduziert auf ein kleines Fernsehbild, auf der anderen drei Menschen im Bett (Rado, Ragni und Viva bilden eine Ménage-à-trois), die versuchen, sich etwas daraus zu machen, während sie frühstücken. Natürlich bringt einen die Nachricht auf dem Bildschirm aus der Fassung, aber man kann trotzdem weiter frühstücken. So dass das wahre Thema des Films vielleicht nicht einfach das Filmemachen ist, sondern Realität und Illusion im weitesten Sinne, private Gesichter und öffentliche Orte, eine Collage von Amerika im Pestjahr 1968. Danach machte Vardas Karriere eine schwierige Phase durch. Ihre Episode für die Gemeinschaftsproduktion Loin du Vietnam (1967) wurde nicht verwendet, obwohl Chris Marker darauf bestand, ihren Namen in den Credits zu behalten. Danach machte sie einen abendfüllenden Film fürs französische Fernsehen, Nausicaa (1970), den niemand gesehen hat. Nach diesem Schlag versuchte Varda ein paar andere Filme auf die Beine zu bringen, war auch ein oder zwei Mal nahe daran, doch die Filme kamen nicht zustande. So befindet sie sich an einem schwierigen Punkt ihrer Karriere - eine gewisse Ironie, wenn man den Ruf nach Filmemacherinnen bedenkt. Aber man mag nicht glauben, dass eine Karriere, die so großartig begann und sich so vielversprechend entwickelte, an ein so vorzeitiges Ende gekommen sein soll. Richard Roud «Cinema - A Critical Dictionary», 1980

(Text: Viennale 2006)

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