Liebe 1962
Film

Liebe 1962

L' Eclisse I, F, , 1962

Eine Frau irrt durch Rom auf der Suche nach einem Mann, nach sich selbst oder nach gar nichts

Liebe 1962
Min. 123
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Kurze Begegnungen mit Männern machen ihre Einsamkeit umso deutlicher; am Ende wird sich die Sonne für einen Moment verfinstern, ohnehin scheint in den Straßen Roms nur mehr Dunkelheit zu herrschen. Einer der Kultfilme der 1960er Jahre handelt von der Auflösung sozialer Beziehungen, und konsequent bringt Antonioni die Figuren schließlich zum Verschwinden. Monica Vitti irrt durch Rom, als wäre es ein modernes Ninive kurz vor dem göttlichen Strafgericht. Eine «Logik des Verschwindens» wollen Experten in all diesen unerklärlichen und unerklärten Vorgängen ausmachen, wenn Personen genauso unmotiviert plötzlich auf der Bildfläche erscheinen wie einige Handlungsfäden sich im Nichts verlieren. Selten denkt man diese «Logik» allerdings zu Ende, und selten verschafft man sich Klarheit über deren Prämissen, die aus der literarischen Moderne stammen. Wie ein Erzähler, der sich zu weit in die eigenen Geschichten hineinwagt und unversehens selbst miterzählt wird, folgt die Kamera einem Geschehen, das vom Verschwinden handelt, wie von dem, was zurückbleibt. Nirgends ist das beklemmender zu sehen als in den letzten sieben Minuten von LEclisse. Monica Vitti ist mit Alain Delon an einer Hausecke verabredet, und wir warten. Wind zerzaust die Bäume, ein Trabrennfahrer, ein Linienbus passieren die Szene, eine Zeitung verkündet: «Der Friede ist schwach.» Dann verfinstert sich die Sonne. (Bert Rebhandl)

(Text: Viennale 2004)

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