Les Artistes du Théàtre Brûlé

F, Kambodscha, , 2005

Min. 85
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Das Theater Preah Suramarith in Phnom Penh, einst Ort der kulturellen Hochblüte, wurde von den Roten Khmer vor allem dazu benützt, bei offiziellen Besuchen die so genannte Revolution zu feiern. Trotz der systematischen Auslöschung von Kultur und Intellekt überdauerte das Theater die schreckliche Zeit und blieb in Betrieb, ehe es im März 1994 bei Renovierungsarbeiten fast vollständig ausbrannte. Seither steht es leer, die Bühne ist überwuchert von Pflanzen, so wie sich in manchen Tempeln auf dem Areal des grandiosen Angkor Wat der Urwald immer wieder Bahn bricht. Mit seiner scheinbar beiläufigen, unaufdringlichen Art zu filmen gelingt es Rithy Panh erneut, den Menschen, ehemaligen Schauspielern und Schauspielerinnen des Theaters, ausreichend Raum zu lassen für ihre Erinnerungen, ihre Schmerzen, aber auch für die Freude, mit der sie alte Kostüme und Requisiten einer offenbar legendären «Cyrano»-Aufführung betrachten. Wieder gelingen dem Regisseur wunderbare Porträts einfacher Menschen, so etwa der Schauspielerin Phan Peng, die bis heute nicht verkraftet hat, dass sie im Unterschied zu den meisten ihrer Mitgefangenen die Tortur durch die Roten Khmer überlebt hat. Der bittere Kern des Films ist die Tatsache, dass das Theater, sei es das westliche oder das traditionell kambodschanische, keine Anhänger mehr findet, weil die Zäsur durch den Völkermord bis heute nachwirkt, weil die Menschen schlicht andere Sorgen haben und weil die Normalität die da heißt: schrankenloser Kapitalismus auch in Kambodscha um sich greift. Das Land, so Rithy Panh, sei im Begriff, im Taumel der Normalisierung «sein Gedächtnis zu verlieren». Den ironischen «Soundtrack» bestreitet ein Pressluftbohrer: Neben dem Theater, das keiner mehr wieder aufbauen will, wächst unaufhaltsam ein riesiges Casino in den Himmel. (Andreas Ungerböck)

(Text: Viennale 2005)

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