Ende des Zweiten Weltkriegs auf der griechischen Insel Kos: Der verwundete Soldat Stroszek soll mit Kameraden ein Munitionsdepot bewachen. Die Sinnlosigkeit der Aufgabe, die sengende Sonne, die unerträgliche Hitze bringen ihn um den Verstand, er beginnt zu halluzinieren. Weder seine Freunde noch seine griechische Frau können ihn vor dem Wahnsinn retten. Einer von Werner Herzogs frühen Filmen, rätselhaft und phantastisch. Werner Herzog kommt aus den deutschen Wäldern. Dort, wo im Dunkeln die blaue Blume blüht, wo es Abgründe gibt, in die noch kein Lichtstrahl fiel, wo noch keine Forstverwaltung Schneisen ins Dickicht schlug, kommt er her, ein Feind der kalten Rationalität und des technisch-zweckgebundenen Verstands unserer Zeit, ein Prophet mystischer Kräfte, ein vom Teufel besessener Gottsucher, ein Abenteurer, bescheiden und größenwahnsinnig, gutherzig und grausam. Trotz seiner Jugend, trotz seines internationalen Ansehens hat er etwas zutiefst Deutsches, etwas Waldschrathaftes, und es ist leicht, darüber zu lachen, leicht auch, ihn reaktionärer Neigungen zu überführen, aber Herzogs Filme, von Lebenszeichen bis zu Herz aus Glas (1976), enthalten etwas vom deutschen Wald, der in jedem von uns ist; sie weinen Tränen, die manch einer gern weinte, wenn er nur dürfte, träumen Alpträume, die am Morgen längst vergessen sind, bebildern Sehnsüchte, die wir längst ad acta gelegt zu haben glauben. (Ulrich Greiner, 1977)
(Text: Viennale 2004)
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