Aus einer Laune heraus spricht der Pariser Bankangestellte Nicolas Mallet eines Tages in seiner Mittagspause ein hübsches Mädchen an. Marie-Paule trägt ihre Haare lang und ihren Rock kurz, mit ihrem heftigen englischen Akzent verkündet sie zunächst, sich mit armen Schluckern nicht abgeben zu wollen. Doch dabei soll es nicht bleiben, denn Marie-Paule wird nicht nur zu seinem ersten Erfolg, sondern steht auch am Beginn eines wahren Eroberungsfeldzugs, den Nicolas mit Hilfe seines Freundes Claude nach genauem Plan startet. Das Verhältnis zwischen Männern und Frauen in Le Mouton enragé kann man getrost verkorkst nennen, es ist geprägt von Machtinteressen, Manipulation und Ausbeutung. Im Hintergrund zieht ein Schriftsteller namens Claude Fabre die Fäden, der sehr wahrscheinlich der Teufel ist: Er stellt seinem Freund Nicolas die Aufgaben, deren Erfüllung ihn am Ende reich und einflussreich, aber nicht unbedingt glücklich macht. Das Aufbäumen des «wilden Schafs» führt nur in eine andere Abteilung des Schlachthofs, in der die Wände vielleicht etwas bunter gestrichen sind. Von den Verhältnissen zwischen den Geschlechtern ebenso wie von den verkommenen Machenschaften der herrschenden Klasse entwirft Deville ein recht realistisches, wenngleich leicht überzeichnetes Bild, eben ganz so, wie sich das für eine tragikomische Farce gehört. Folgerichtig fällt die möglicherweise einzig wahre Liebe einem dramaturgischen Einfall zum Opfer, den der Regisseur zynisch aus der Tiefe der Boulevard-Trickkiste holt und kaltlächelnd hinknallt. Und wenn Marie-Paule Nicolas küsst, dann macht sie den Hals ganz lang, wie ein scheues Tier, das seine Neugier nicht beherrschen kann und um die Gefährlichkeit dieses Mangels an Beherrschung weiß. Die Unbeschwertheit, mit der sie durch den Pariser Sonnenschein treibt, und immer wieder mal in Nicolas Leben hinein, das eigenen Pfaden folgt, wird ganz allmählich brüchig. (Alexandra Seitz)
(Text: Viennale 2005)
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Details
- Schauspieler
- Jean-Louis Trintignant, Romy Schneider, Jean-Pierre Cassel, Jane Birkin, Florinda Bolkan, Georges Wilson, Henri Garcin
- Regie
- Michel Deville
- Kamera
- Claude Lecomte
- Author
- Christopher Frank nach einer Vorlage von Roger Blondel
- Musik
- Camille Saint-Saëns, José Berghmans