Im April 1994 erschoss sich der Lyriker und Musiker Kurt Cobain in seinem Haus in der Nähe von Seattle mit einer Schrotflinte. Mit seiner Band Nirvana war er vier Jahre lang die Sensation der amerikanischen Popmusik gewesen; sein Tod machte ihn zum Mythos. Gus Van Sant hat für seinen Film Cobains fünf letzte Lebenstage nachgestellt, oder besser: Er hat sie ausfantasiert. Zu Beginn sieht man einen Mann in verdreckten Kleidern durch die Wildnis laufen. Er stolpert über feuchte Steine, badet in Wasserfällen, redet wirres Zeug. Blake, so heißt der Mann, ist aus einer Drogenklinik ausgebrochen. In dem klotzigen grauen Haus, das er schließlich erreicht, gibt es keinen Unterschied zwischen Welt und Wahn. Während ringsum alle über ihn reden, wird Blake immer stiller. Zuletzt schlurft er mit einem Gewehr in der Hand in seinen Geräteschuppen. Er kehrt nie zurück.
Der Kunstgriff, den Van Sant anwendet, besteht darin, dass er die Zeit in Stücke hackt. Das hat schon in Elephant funktioniert, und hier funktioniert es noch besser: Der Film zeigt keine Folge von Ereignissen, sondern verschiedene Ansichten derselben Sache, die einander überlagern und ergänzen wie Stimmen in einem Musikstück. Dadurch bekommt das Bild eine zusätzliche tragische Dimension. Es drängt zur Katastrophe hin wie die Musik, die in Last Days gespielt wird und die fast nur von Trauer und Todessehnsucht erzählt. Beides, der Selbstmord und die Stimmung jener Tage, die ihm voraus gingen, durchdringt sich in diesem Film wie das Aufwachen mit den Momenten eines düsteren Traums. Manchmal ist es in Last Days, als hörte man durch Cobain/Blake hindurch die Melodie einer ganzen Generation. (Michael Althen)
(Text: Viennale 2005)
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Details
- Regie
- Gus van Sant
- Kamera
- Harris Savides
- Author
- Gus van Sant
- Musik
- Rodrigo Lopresti