Turtles Can Fly
Film

Turtles Can Fly

Lakpostha ham parvaz mikonand Iran, Irak, , 2004

Turtles Can Fly
Min. 98
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Im kurdischen Grenzgebiet zwischen der Türkei und dem Irak ist ein 13-jähriger Junge auf seinem Fahrrad unterwegs und repariert Fernsehgeräte, richtet Antennen ein und installiert Satellitenschüsseln. Auch die Ärmsten der Armen wollen sehen, was die Welt weiß, und warten auf die Nachricht vom Ausbruch des großen Krieges zwischen den USA und dem Irak. Satellit, so der Name des jungen Bastlers, ist ein Verbündeter der Kinder, die zum großen Teil als Waisen, manche von ihnen von Minen verstümmelt, in den Bergdörfern leben. Und plötzlich ist da Agrin, ein 14-jähriges Mädchen, begleitet von ihrem größeren Bruder, der keine Arme mehr hat, aber dafür vernünftige Visionen; und dem kleineren, der blind ist. Aber nicht wirklich ihr Bruder ist, sondern hassgeliebter Sohn, gezeugt von einem unbekannten irakischen Soldaten, der Agrin vergewaltigt hat. Wie alle anderen ahnt Satellit nichts davon; nur kurze scheue Dialoge, viele vergebliche Blicke der Sehnsucht verraten, wie tief sie sein Herz berührt hat. Er wird sie nicht retten können, schon im ersten düsteren Filmbild deutet der kurdische Regisseur Bahman Ghobadi unmissverständlich ihre verzweifelte, todessehnsüchtige Traurigkeit an. Mit seinem dritten Spielfilm nach A Time for Drunken Horses und Songs of My Motherland ist dem 36-jährigen Bahman Ghobadi ein traurig-humorvoll-bestürzendes Meisterwerk gelungen, das unaufdringlich an die unsterblichen Filme des zu früh verstorbenen kurdisch-türkischen Regisseurs Yilmaz Güney erinnert. Poetischer Realismus, Darsteller, die keine Schauspieler sind, weil sie noch nie eine Kamera gesehen haben, sondern einfach ihre Wut, Enttäuschung, Hilflosigkeit und noch nicht ganz verschüttete Lebensfreude zeigen. Das tut weh, ein Stachel im Kino der oberflächlichen Zerstreuung. (Otto Reiter)

(Text: Viennale 2004)

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