La Sentinelle
Film

La Sentinelle

F , 1992

La Sentinelle
Min. 144
Start. /

Mathias, angehender französischer Gerichtsmediziner und Sohn eines Botschafters, findet während seiner Rückkehr von Bonn nach Frankreich in seinem Gepäck einen menschlichen Kopf. Dieser ist nach allen Regeln der Kunst einbalsamiert und scheint aus Russland zu stammen, was den angehenden Pathologen fortan beschäftigt: schnippelnd im Labor, recherchierend im Archiv, geheimnisvolle französisch-russische Geheimverbindungen aufdeckend. Dieser Einfall gibt Arnaud Desplechins La Sentinelle einen Hang zum Absurden: Seine Beziehungen - Freundschaft, Verwandtschaft, Konkurrenz, Eifersucht - werden vom unernsten Ernst der politischen Verwicklungen, die der Schädel mit sich bringt, überformt. Desplechin nutzt seinen Verfremdungseffekt als Werkzeug, um das Geschehen und die Dialoge unentwegt zu einer mal unterschwelligen, mal ausdrücklichen Aggressivität zuzuspitzen. (Ekkehard Knörer) Irritierende Momente begleiten von Anfang an den jungen Forensiker mit seinem grausigen Fund: die Zollbeamten, die ihn mit vorgehaltener Maschinenpistole aus dem Zugabteil zerren; die merkwürdige Begegnung mit einem Ermittler, der alles über ihn zu wissen scheint; das wiederholte Nasenbluten, unter dem Mathias leidet und das als Warnung wie als Katharsis verstanden werden kann; oder die Kollegen und Professoren an der Universität, die selbst in einer eigenen, unzugänglichen Welt leben. Und je länger Mathias den präparierten Kopf mit sich herumschleppt und zum Werkzeug einer Verschwörung der Geheimdienste zu werden scheint, desto unmöglicher ist nicht nur ihm die Vorstellung, sich von diesem zu trennen. Gerade so als ob dieser Kopf ein Teil von ihm selbst geworden wäre, bestimmt er nicht nur Mathias' Taten, sondern auch zunehmend sein - und unser - Denken.

(Text: Viennale 2007)

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