Bruno ist nicht mehr der Jüngste und lebt in den Trümmern seines Lebens. Als Unternehmer gescheitert, von seiner Frau und seiner Tochter verlassen, wohnt er in einem kleinen Hotelzimmer in einem Vorort von Buenos Aires. Jeden Tag um fünf vor sieben läutet der Wecker, ein neuer deprimierender Tag als kleiner Angestellter einer kleinen Firma wartet auf ihn. Schon scheint er mit seinem Leben und seinen Träumen abgeschlossen zu haben, als er plötzlich durch Zufall in den Besitz einer enormen Geldsumme gerät, der Beute eines Tresorraubes in der Nachbarschaft. Seine Augen strahlen wie schon lange nicht mehr, gleichzeitig wächst die berechtigte Angst, den unverhofften Reichtum sehr bald wieder zu verlieren. Die vermeintliche Freiheit wird immer mehr zu einer paranoiden Flucht, oszillierend zwischen romantischen Träumen und Todesängsten. Das nächtliche Buenos Aires spiegelt Gefahr, Feindschaft, Isolation. Schon sind ihm die Verbrecher auf den Fersen und nehmen seine Frau und Tochter in Geiselhaft. Ein alter Freund, der ihm helfen wollte, stirbt im Kugelhagel. Adolfo Aristarains Debütfilm ist auch eine Stilübung im Film-Noir-Genre. Knappe, kantige Dialoge, ein Personenpanorama von seltener Abgründigkeit oder ein im Hintergrund auf einer Wand auftauchendes Foto von Humphrey Bogart dienen als Verweise auf cineastische Verwandtschaften. Auch das offene Ende verweigert sich dem gefälligen Happy End. Bruno überlebt den finalen Showdown als gebrochener Mann. Er wird vielleicht zu seiner Frau und Tochter zurückfinden, glücklicher wird er kaum noch werden, zu viel wurde zerstört in ihm und um ihn. (Otto Reiter)
(Text: Viennale 2005)
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Details
- Regie
- Adolfo Aristarain
- Kamera
- Horacio Maira
- Author
- Adolfo Aristarain
- Musik
- Aníbal Gruart, Jorge Navarro