Chile um 1910: Am Fuße der Anden liegt das Anwesen der aus Frankreich stammenden Familie Sescosse, die erfolgreich Schaf- und Rinderzucht betreibt. Fabien, der Sohn des verstorbenen Gutsherrn, kehrt nach dem Studium aus Paris zurück. Die seit dem Tod ihres Gatten in Trauer erstarrte, standesbewusste Mutter (Nora Gregor) wünscht, er solle eine Französin ehelichen. Doch Fabien verliebt sich in das naive Findelkind Françoise und verbringt mit ihr eine Liebesnacht in der alten Mühle. Die Mutter, die natürlich nur das Glück ihres Sohnes will, hat indessen Fabiens ehemalige Freundin Antoinette, eine elegante Städterin, zu Besuch geladen. Françoise wird für den Sommer auf die Alm verbannt, und während sie dort Schafe hütet, gelingt es Antoinette, den charakterschwachen Fabien zu verführen. Am Tag, an dem Françoise ins Tal zurückkehrt, findet die Verlobung mit der Konkurrentin statt. Ein Heimatfilm aus fernen Landen und doch, wie er im Buche steht: So gut wie jedes Klischee des Genres wird bedient, und dies auf durchaus effiziente Weise, ohne jede Differenzierung des holzschnittartigen Konflikts, aber auch ohne jegliches überflüssige Ornament. Das passt zu der rustikalen Machart des Melodrams; die statische Kamera- arbeit mit ihren monotonen Einstellungsgrößen und dem Verzicht auf Gegenschnitte deutet auf einen Mangel an Material oder Drehzeit hin. Nora Gregor ist hier, neben der die seelischen Zustände der Akteure spiegelnden, pittoresken Landschaft, die wahre Attraktion. Stark gealtert, aber höchst präsent, entwirft sie mit geringen Mitteln und sonorem Timbre das überzeugende Porträt einer in ihren Vorurteilen befangenen Matriarchin. Les Moulins des Andes sollte erst fünf Jahre nach der Fertigstellung, im Todesjahr Nora Gregors, seine Premiere erleben.
(Text: Viennale 2008)
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Details
- Schauspieler
- Nora Gregor, José Squinquel, Jaqueline Made, Robert Darene, André Tainsy, Catherine Moissau
- Regie
- Jacques Remy
- Kamera
- Hugo Chiesa
- Author
- Jules Superville, Alexandre Casona
- Musik
- Julian Bautista