La Luxure (Segment aus Les Sept péchés capitaux)
Film

La Luxure (Segment aus Les Sept péchés capitaux)

F , 1961

La Luxure (Segment aus Les Sept péchés capitaux)
Min. 14
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Dieser Einakter besteht aus einer Serie von Gedankenassoziationen. Die Grundlage, die alles prägt, ist die Kindheit, sind die Erinnerungen aus der Kindheit. Wie viele Kinder glaubte ich, dass die Sünde der Wollust mit Luxus zu tun hätte (im Französischen homonyme Wörter) und ausgehend von diesem Gedanken fielen mir einige persönliche Erinnerungen ein: der Markt von Nantes, die Eukalyptus-Zigaretten, die wir dort rauchten. Dann ist aus der Sünde das Bild von der Hölle entstanden. Die Hölle führte mich geradewegs zum «Jardin des délices» von Bosch, einem der schönsten Bilder, das ich kenne, und dadurch wiederum zu den Diskussionen, die wir als 20-Jährige in der Kunstakademie führten Jacques Demy «Les Lettres Françaises», 1962 In diesem Film, in dem Demy eigenen Aussagen zufolge nur eine Kindheitserinnerung ausbauen wollte, entwirft er bemerkenswerterweise dennoch - und absolut rigoros - den Inbegriff von Wollust. Besser gesagt, er macht den Film insofern zu einem unwahrscheinlich Gegenstück zu Ars, als der Diskurs des Filmemachers dem Anekdotischen, der simplen Illustration oder dem erläuternden Kommentar eine Absage erteilt und sich statt dessen in der Mise-en-scène selbst niederschlägt. Ohne die geringste Erklärung schiebt sich die Kamera unvermittelt an Stelle von Jacques' Blick - so wie sie zuvor Bernards Erinnerungen materialisiert hatte - und wir nehmen auf einmal Wollust wahr: Kleidungsstücke verschwinden, Körper bieten sich unserem Voyeurismus dar. Wenn Bernard über Wollust spricht und sich scherzhaft an seine Schwierigkeiten erinnert, das Wort zu begreifen, erlebt Jacques Wollust, und sein Blick wird zum idealen Ausdruck für sie. Wo Bernard sich eine naive und letztendlich keusche Hölle ausmalte, in der die Nacktheit der Körper kein Geschenk, sondern eine Strafe ist, zieht Jacques die Personen in seiner Umgebung mit den Augen aus und nimmt sie mit seinem Blick in Besitz. Es ist beunruhigend, dass Jacques Demy gerade ihm seinen Namen gibt, während er Bernard, dem Träumer, seine Erinnerungen leiht In welchem der drei Blicke auf Körper und Hölle erkennt er sich selbst wieder: im Blick Bernards, dessen Unschuld und naiver Wunderglaube die Jahre unbeschadet überstanden haben; im Blick Jacques', des Anstifters und rastlosen Verführers; oder im Blick des Malers Hieronymus Boschs, der in grotesken oder drolligen Bildern die fundamentale Angst des Menschen vor dem Bösen ausgedrückt hat? Jean Pierre Berthomé «Jacques Demy et les racines du rêve», 1982

(Text: Viennale 2006)

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