Film

La Fille prodigue

F , 1981

Min. 95
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Nach einem Streit mit ihrem Mann fährt Anne zu ihren Eltern ans Meer. Die Mutter muss bald abreisen, so dass Anne sich mit ihrem Vater allein wiederfindet und eine seit Jahren unterbrochene Verständigung wiederaufgenommen wird. Dabei erfährt sie auch von seiner Liebesaffäre mit einer Tänzerin. Die erste Zusammenarbeit zwischen Jane Birkin und Jacques Doillon umreißt ein Szenario, das beinahe zehn Jahre später Bertrand Tavernier mit Daddy Nostalgie und abermals Jane Birkin in der Hauptrolle wieder aufgreifen wird: das Verhältnis zwischen Tochter und Vater Michel Piccoli bei Doillon, Dirk Bogarde bei Tavernier auf dem Prüfstand. Mit La Fille prodigue erreicht die Filmkarriere Birkins einen Wendepunkt: Die Komödien der 70er Jahre gehören ebenso der Vergangenheit an wie die Beziehung zu Gainsbourg, und Doillon, der sie noch in drei weiteren Filmen inszenieren wird, forciert Birkin bereits hier als «ernste» Schauspielerin. Birkin hatte Zweifel, ob ihr Wechsel von der Popkultur zum Autorenfilm auf Akzeptanz stoßen würde Zweifel, die sich rasch zerstreuen sollten. Wenn man sie überhaupt einordnen möchte, gehören Doillons Filme in die Nähe der Bauchredner und Gefühlsusurpatoren John Cassavetes und Rainer Werner Fassbinder. Zwar wird man in ihnen weder dem absurden Beziehungschaos des einen, noch den Manierismen und der Rage des anderen begegnen. Auch ist Doillon wenig interessiert an der schmerzhaften Analyse interfamiliärer Konstellationen oder am monomanen Verschleiß von Hofschranzen. Was die drei Regisseure jedoch eint, ist ihre dringende Suche nach der persönlichen Wahrheit hinter Formen der Konvention unter Verzicht auf traditionelle Erzählweisen und die übliche Kurzschrift vorgefertigter Weisheiten, die dem Zuschauer das «Lesen» von Filmen vereinfachen möchte. Das Filmen ist vielmehr gleichzusetzen mit einer Befragung des Lebens. (Jeannine Fiedler)

(Text: Viennale 2005)

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Details

Regie
Jacques Doillon
Kamera
Pierre Lhomme
Author
Jacques Doillon

Kinoprogramm