Vincenzo Marra erforscht in L'udienza è aperta auf eindrucksvolle Weise das italienische Justizsystem, seine Institutionen und Protagonisten. Anhand von Zeugenaussagen, Interviews, Dialogen und realen Szenen aus einer Gerichtsverhandlung - es handelt sich um Filmmaterial aus dem Gerichtshof von Neapel - beleuchtet Marra den wahren Zustand der Justiz in Italien. Er zeigt die inneren Strukturen der Rechtssprechung auf und vermittelt, wie die Richter, Justizbeamte und Zeugen auf ihre Weise zum Urteilsspruch beitragen. Marra liefert in seiner Untersuchung jedoch keine Beurteilung aus persönlicher Sicht, sondern überlässt eine solche dem Zuseher, indem er die beteiligten Personen zeigt, wie diese interagieren, um den Prozess, in den sie verwickelt sind, zu beeinflussen. Die Justiz wird dadurch nicht nur eine politische, sondern auch eine soziale, religiöse und persönliche Erfahrung. Die Protagonisten sind ein 70-jähriger Richter des Berufungsgerichts, seine Assistentin, eine 45-jährige lebensfrohe Frau, sowie der bedeutendste Anwalt für Strafsachen in Neapel. Sie alle arbeiten zusammen, um ein Verfahren gegen die Camorra, jener mafia-ähnlichen Organisation der Stadt in Gang zu bringen und am Laufen zu halten. L'udienza è aperta ist zugleich eine Reise durch den Alltag dieser Menschen, eine Beobachtungsstudie und eine filmischen Forschungsarbeit. L'udienza è aperta beleuchtet nicht nur die Eigenheiten der Rechtsprechung, er zeigt dessen wahres Gesicht.
(Text: Viennale 2006)
Kaufen & Leihen
Leider konnten wir keine Streaming-Angebote für L' udienza è aperta (The Session Is Open) finden.
Details
- Regie
- Vincenzo Marra
- Kamera
- Mario Amura
- Author
- Vincenzo Marra