«L'Homme qui marche» ist nicht nur der Titel einer Plastik von Alberto Giacometti. Auch der Protagonist im gleichnamigen Film von Aurélia Georges erinnert an die langen, dünnen Figuren des Schweizer Künstlers. L'Homme qui marche erzählt die Geschichte eines kompromisslosen russischen Schriftstellers im Paris der 1970er Jahre: Viktor Atemian gibt, nachdem er von einem Freund in die Künstlerszene eingeführt wurde, nach der Präsentation seines ersten erfolgreichen Buches sein gutgehendes Übersetzungsbüro auf, um sich ganz der literarischen Kunst und seiner Arbeit als Autor zu widmen. Doch die geplante Karriere nimmt nicht die gewünschte Richtung, und während die Jahre vergehen, muss Viktor erkennen, dass sein Ziel - Ruhm, Erfolg und Ansehen - nicht zu erreichen ist. Die Autobiografie, zu der ihn die intellektuellen Freunde immer wieder ermuntern - Viktor solle sein Schicksal als russischer Emigrant, der vor einem totalitären Regime geflohen ist, zu Papier bringen -, lehnt er ab. Doch ebne jener Stolz hindert ihn auch daran, Hilfe anzunehmen - bis ihn am Ende selbst die besten alten Freunde links liegen lassen. Die Figur des Viktor Atemian wurde nach einem echten Fall gestaltet: Aurélia Georges schildert in ihrem Film präzise das Scheitern und den Abstieg eines begabten, aber verkannten Künstlers bis zu seinem Tod in völliger Einsamkeit. Zugleich ist L'Homme qui marche aber auch eine Reflexion darüber, wie sich die Rolle beziehungsweise die Bedeutung des Künstlers in der Gesellschaft in den vergangenen dreißig Jahren gewandelt hat: Der Wert des Schaffens ist zunehmend jener des Verkaufs. Herausragend dabei die Darstellung Atemians durch den baskischen Schauspieler César Sarachu, der den Wandel und die Spuren der Zeit ganz über die Körperlichkeit seiner Figur auszudrücken vermag.
(Text: Viennale 2008)
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Details
- Regie
- Aurelia Georges
- Kamera
- Helene Louvart
- Author
- Aurelia Georges, Elodie Monlibert
- Musik
- Arnaud Sallé