Léo - en jouant (In the Company of Men)

Léo - en jouant (In the Company of Men)

F , 2003

Léo - en jouant (In the Company of Men)
Min. 121
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Léonard, Adoptivsohn eines großen Waffenhändlers, versucht, sich aus der Welt krimineller Machenschaften und rücksichtsloser Intrigen zu befreien und gerät dabei in ein Komplott, das ihn noch tiefer in den erpresserischen Kannibalismus seines Vaters verstrickt. Arnaud Desplechin überrascht mit einer gewagten politischen Fabel von großer poetischer Kraft, changierend zwischen rauer Video-Improvisation und kalkulierter kinematographischer Inszenierung. Es ist keine einfache Formensprache, die Arnaud Desplechin für seine Adaption des Bühnenstücks des britischen Autors Edward Bond wählt. Desplechin perforiert seine Erzählung gnadenlos: zeitliche Sprünge, Erinnerungsschübe und Einsprengsel aus der Außenwelt Kriegsbilder aus dem Fernsehen zerstückeln die Narration. Blasse Videosequenzen der Schauspieler, die ihre Rollen in kargen Räumen erarbeiten, hebeln die Dramaturgie des Mächtereigens aus und fordern eine selbstreflexive Ebene. Eine hypernervöse Handkamera stellt den leisesten Machtdemonstrationen und inneren Zerrüttungen der Protagonisten nach. Selbst der Score des Films will keinem einfachen Flow erliegen, pendelt schroff zwischen Paul Wellers Gitarrenriffs und den Esoterik-Klängen Krishna Levys. Die ständigen Rhythmus- und Perspektivenwechsel fordern dem Zuseher einiges ab, entwickeln aber eine erstaunlich suggestive Wirkung. Ein dichtes symbolisches Geflecht aus herrschaftskritischen und religiösen Anspielungen verstärkt diese Wirkung bis ins Mythische. So führt Desplechin seiner primären Erzählebene eine zusätzliche Bedeutung bei: die ödipale Vater-Sohn-Beziehung nach Shakespearescher Dramaturgie. Am Ende schließlich verschmelzen der weiße Vater, der dunkle Sohn und der schwarze Diener in einer Dreifaltigkeit, die in Tod und Erlösung endet. Ein überbordendes Werk, dessen Grenzgänge durch die von Desplechin eingeforderte Praxis der Selbstreflexion auf Kurs bleiben. (Gunnar Landsgesell)

(Text: Viennale 2004)

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