Egon Humer setzte 1998 mit seinem Projekt »Shooting Back« auf das aufklärerische Potenzial des Massenmediums. Minoritäre gesellschaftliche Positionen sollten nicht von außen beleuchtet, sondern von innen heraus vorgestellt werden. Für den Piloten der Reihe wurde Therese Ràni, eine Sinti, eingeladen, ein Porträt über ihre Mutter, eine Überlebende der Konzentrationslager Ravensbrück und Buchenwald, zu gestalten. In Kooperation mit dem ORF produziert, wurde der Film MEINE »ZIGEUNER« MUTTER in den Kunst-Stücken ausgestrahlt. Therese Ràni begleitet darin ihre Mutter mit der Kamera durch ihren Alltag, der für die 81-jährige Frau noch heute mit Angst besetzt ist. Eine eindringliche Voice Over, die aus der Perspektive der Tochter aus dem Leben der Mutter erzählt, kommentiert die Bilder, deren Zentrum das abgelebte Gesicht der alten Frau bildet. Statische Aufnahmen und eine wiederkehrende Soundkulisse aus Störgeräuschen stehen in Kontrast zu der nüchternen, aber sehr persönlichen Erzählweise der Filmemacherin. Im Verlauf des Dokumentarfilms entwickelt sich das Porträt über die Mutter immer mehr zur Lebensgeschichte der Tochter, die die ambivalente Mutter-Tochter-Beziehung ungeschönt wiedergibt. Dass sich die Gräuel und Ängste der Opfer des Nationalsozialismus auch auf die nachfolgenden Generationen übertragen haben, wird darin ebenso thematisiert wie die Situation der Sinti und Roma im Österreich der 1990er-Jahre.
(Christa Benzer/Dietmar Schwärzler)
Kaufen & Leihen
Leider konnten wir keine Streaming-Angebote für Kunst-Stücke: Meine Zigeuner Mutter finden.
Details
- Regie
- Therese L. Ràni, Egon Humer
- Author
- Therese L. Ràni