KEVIN COSTNER - SOUVERÄN GEALTERT

Schwer zu sagen, was an diesem Film das Erstaunlichste ist. Die berauschende Blödheit seiner Handlung? Oder die berauschende Bravour von Kevin Costner, der durch diese Handlung völlig unbeschadet wandelt und einen sprachlos hinterlässt?

Kann Kevin Costner uns auch neuerdings noch die Bedienungsanleitung eines Mixers vorlesen – und wir würden gebannt folgen? Vielleicht.

Aber wann ist das passiert? Wann ist aus Kevin Costner so ein charismatisch cooler Hund geworden?

In den 1980er-Jahren war er der " Gary Cooper seiner Generation"; mit Filmen wie "No Way Out" (1987) und "Der mit dem Wolf tanzt" (1990) ein Superstar. Einer, der allerdings immer ein wenig zu glatt, ein wenig bieder und allzu ehrgeizig aussah. Ein Lieblingsschwiegersohn.

Danach, in den 1990er- Jahren, häuften sich die Flops für diesen Mann, der gerne kontrollierte und auch Filme selbst inszenierte und produzierte:

Hoch budgetierte Misserfolge wie "Waterworld" (1995) und "Postman" (1998, zwei goldene Himbeeren für Costner) ließen ihn tief fallen. In Hollywood konnte er dann nie mehr so richtig Fuß fassen, spielte kleiner, trat als Countrysänger auf.

Doch wer weiß, vielleicht ist Costner gerade daran gewachsen. In einer Nebenrolle vor wenigen Wochen, in "Jack Ryan – Recruit of a Shadow", brillierte Costner jedenfalls bereits auffällig nebenher und stahl den anderen (immerhin: Kenneth Branagh und Chris Pine) die Show.

Souverän gealtert

Dabei gibt sich der 59-Jährige keineswegs jugendlich reloaded. Wenn er in "Three Days to Kill" etwa einen Bösen nach dem andern superheldenhaft tötet und gleichzeitig ein Spaghetti-Rezept für seine Tochter organisiert. Er ist ein souverän alternder Actionheld geworden – mit dem geballten Sex der Gelassenheit. Und das ist ziemlich genau das Gegenteil des Films, in dem er spielt:

"Eurotrash, aufgeblasen, Möchtegern", nannte den von Luc Besson produzierten Film nicht zu Unrecht ein US-Kritiker. Der Actionfilm will viel zu viel in einen Plot zusammenzwingen: einen CIA-Agenten und den Eiffelturm von Paris; einen Vater, der mit einer tödlichen Krankheit kämpft und seine Tochter (und Ehefrau) wiedergewinnen will; eine überirdisch schöne Mord-Auftraggeberin (halb Comic, halb Prada-Werbung) und ein paar arme lustige Afrikaner, welche die Pariser Wohnung des CIA-Agenten besetzt halten.

Doch egal, wie hanebüchen die Handlung, wie halb lustig ihr Humor:

Kevin Costner macht aus einem Film, der es kaum verdient, Besseres als er ist. Man wünscht ihm (und uns), dass Hollywood mit ihm noch Filme machen mögen, wie er sie wirklich verdient.