verzweifelter Besitzer, aufopferungsvoller Pfleger, materielle Not, schließlich Pferdemutter und Menschenvater mit abhanden gekommenen Töchtern wiedervereint, Ende gut, alles gut. Zwischen Gesellschaftserzählung und Fabel wirft Ford hier einen spöttischen, aber keineswegs bösen Blick auf die gescheiterten Träume eines reinrassigen Pferdes, das, nach Maßgabe einer von Menschen gemachten Geschichte, in seiner Erinnerung Bilder der Vergangenheit wachruft: Da ist sein erster Herr, Roger Beaumont, ein verschuldeter Mensch und betrogener Ehegatte; der Sturz auf der Rennbahn und das Ende der Laufbahn; die Geburt seiner «Tochter»; die düsteren Jahre im Dienst von zwei Rohlingen; der erste Sieg des Fohlens in einem Rennen und das Photo in den Zeitungen; die Rückkehr schließlich auf die Weiden seiner Kindheit. Merkwürdig ist, daß Ford, der doch heute im wesentli-chen für seine Western bekannt ist, den Blickwinkel des Pferdes wählt dieses normalerweise stummen «Darstellers» in soundso vielen Filmen, an die wir uns erinnern. Kentucky Pride verleiht dem Tier jene Stimme, die nicht zu hören ist, jenen Blick, der so wenig zählt in all diesen Erzählungen aus dem Westen, in denen es, wenn auch stumm, fast obligatorisch präsent ist. In diesem Fall erlangt es einmal den Status des Darstellers, nicht als isolierte Figur mit eingeschränktem Blickfeld, sondern als mächtiger Offenbarer (Seher) einer Welt, an der es teilhat: Die Erinnerungen, die es übermittelt, verleihen ihm das Privileg, inmitten der Geschichte zu stehen, am Konvergenzpunkt all der Lebenswege, der Tiere wie der Menschen (Claire Strohm)
(Text: Viennale 2004)
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Details
- Regie
- John Ford
- Kamera
- George Schneiderman, Edmund Reek
- Author
- Dorothy Yost