KEINE ANGST VOR KINDERN UND HUNDEN
Frankreich 1943: In den französischen Alpen nahe der Schweizer Grenze schleusen Einheimische jüdische Familien über die Berge in die Freiheit. Einer dieser Schleuser ist der Arzt Guillaume, der mit der attraktiven Angélina und deren Ziehsohn Sebastian in einem Bergdorf zusammenlebt. Der Bub ist ein Wildfang: Am liebsten verbringt Sebastian seine Zeit mit Belle, einer großen Hündin, die von den Dorfbewohnern als Schafe reißende Bestie verdächtigt wird. Was sie nicht ist: Als Guillaume im Schnee stürzt und sich den Fuß bricht, rettet ihn Belle.
Nein, es ist nicht leicht, gegen Hunde und ein ziemlich vifes Kind anzuspielen, lacht Dimitri Storoge, der in Nicolas Vaniers Kino-Adaption der gleichnamigen französischen Fernsehserie aus den Sechziger Jahren den Guillaume spielt. Aber noch mehr haben mir die Berge zu schaffen gemacht. Ich bin ein eingefleischter Städter und erklimme maximal die Stufen der Pariser Métro. Der Dreh im Gebirge im Winter war echt eine Herausforderung für mich.
Storoge, der bisher in Frankreich ausschließlich als Gangster oder sonstiger Bösewicht besetzt wurde, freut sich, dass er in Belle & Sebastian einmal seine freundliche Seite zeigen durfte: Das ist ein richtiger Familienfilm, den ich sogar meinen zweieinhalb und fünf Jahre alten Kindern ansehen lassen konnte. Die Fünfjährige war ganz begeistert davon, was der Bub in den Bergen alles alleine machen darf.
Den Kindern seien nach und nach die Freiheiten genommen worden in den letzten Jahrzehnten: Heute heißt es überall: ,Das darfst du nicht machen und ,Dort darfst du nicht hin. Das ist echt Stress für die Eltern und die Kinder. Aber vielleicht ist das ja auch nur bei Stadtkindern so schlimm.
Das Bild von den braven Franzosen, die sich der Nazi-Besatzung widersetzen, wie es der Film vermittelt, will Storoge so nicht stehen lassen: Wenn du den Leuten in Frankreich heute zuhörst, gewinnst du den Eindruck, dass keiner je mit den Nazis kollaboriert hat, sondern alle im Widerstand waren. Da hat es nie eine ordentliche Aufarbeitung der Geschichte gegeben, die dringend anstünde.
Dass der Film trotzdem den richtigen Ton getroffen hat, beweisen die Zuseherzahlen: Allein am ersten Wochenende spielte er in Frankreich über 4 Mio. Euro ein.