Im Jahr 1994 beschritt Jenni Olsons Freund Mark Finch Kritiker und gemeinsam mit Olson Direktor des San Francisco International Lesbian & Gay Film Festivals jenen Weg, den vor ihm hunderte andere gegangen waren: Er sprang von der Golden Gate Bridge in den Tod. Seine Aktentasche, die auf der Brücke gefunden wurde, war anfangs das einzige Beweisstück; sechs Wochen später wurde sein Leichnam 25 Meilen weiter südlich gefunden. In den mehr als zehn Jahren, die seit Finchs Tod vergangen sind, mied Olson die Golden Gate Bridge und «fühlte sich gleichzeitig gezwungen, mehr über sie zu erfahren». Diese Hassliebe war der Auslöser für einen 62-minütigen Experimentalfilm: Joy of Life ruft dabei Olsons frühere Kurzarbeit Blue Diary als «Landschaftsfilm» in Erinnerung eine Art poetische Dokumentation, bestehend aus statischen Bildern mit Begleitkommentar. Joy of Life ist in zwei eigenständige Segmente gespalten, unterteilt durch einen Gedichtsvortrag von Lawrence Ferlinghetti über ein «ankerloses» San Francisco («in that vale of light, the city drifts, anchorless, upon the ocean»). Doch Olson verknüpft die Segmente auf faszinierende Weise zu einem Ganzen durch die Erzählerin beider Teile, der Performancekünstlerin Harriet «Harry» Dodge. Im ersten Teil imitiert sie eine Lesbe aus dem Mittleren Westen, die soeben nach San Francisco gekommen ist, und erzählt lebhafte Geschichten lesbischer Liebe und Lust. Der zweite Teil porträtiert die Geschichte der Brücke als bedeutende architektonische wie auch kulturelle Errungenschaft. Olsons hypnotisches Schritttempo, ihre malerischen Kompositionen und ihre formale Handhabung des Stoffs machen Joy of Life zu einem beeindruckenden Film. (Gary Morris)
(Text: Viennale 2005)
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Details
- Schauspieler
- Harriet «Harry» Dodge, Lawrence Ferlinghetti
- Regie
- Jenni Olson
- Kamera
- Sophia Constantinou
- Author
- Jenni Olson
- Musik
- Weldon Kees