Jerichow
Film

Jerichow

D , 2008

Drei Menschen im Nordosten Deutschlands treffen für ein Kammerspiel der Leidenschaften aufeinander.

Jerichow
Min. 93
Start. 06.02.09

Drei Menschen im Nordosten Deutschlands: ein Ex-Soldat, der das Haus seiner verstorbenen Mutter renovieren will, aber das nötige Geld früh an einen Schuldner verliert; ein älterer Türke, der eine Kette von Imbissbuden betreibt, die er täglich abklappern muss, wofür er den Ex-Soldaten als Fahrer einstellt; und seine junge Frau, von der man erstmal nicht weiß, was sie an ihn bindet, weil der Film sie im Hintergrund hält, wo sie sich eher mürrisch ihren Pflichten widmet. Dass sich Frau und Fahrer verlieben werden, liegt in der Natur der Konstellation.

Es gibt bei Petzold immer Filmvorbilder, die lose einen Plot oder ein Thema vorgeben, in denen sich seine Arbeiten dann auf bestimmte Weise spiegeln. Für Die innere Sicherheit war das Bigelows Near Dark, für Yella war es Carnival of Souls - und nun ist es eben The Postman Always Rings Twice. Das ist im Grunde eine praktikable Methode - denn Petzold dreht keine Remakes, sondern seine Filme sind Wiedergänger, Phantomgeschichten, denen wie Untoten kaum mehr als eine Erinnerung an ihre Vorgänger eingeschrieben ist und die ihrem Muster trotzdem wie unter Zwang folgen.

Bei Petzold hat das natürlich System, dass alle so gefangen sind in ihrem deutschen Erwerbsalltag. Petzold zieht das zu einem Kammerspiel der Leidenschaften unter freiem Himmel zusammen: Ein beklemmendes Picknick am Ostseestrand, eine Scharade am Waldesrand, ein Showdown an der Steilküste am Meer - das sind manchmal fast Operationen am offenen Herzen wie bei Fassbinder; und dann ist es wieder reiner Petzold, wenn Nina Hoss verzweifelt den Namen ihres Geliebten in den dunklen Wald hineinruft und man nicht weiß, welcher der beiden Männer sich aus der Finsternis schälen wird. Mit Jerichow ist Petzold eine faszinierende Fortschreibung seiner Filmografie gelungen, mit unnachahmlichem Blick auf Landschaften vorgetragen, mit knappen Strichen skizzierte Lebenswelt und Arbeitsalltag. (Michael Althen)


(Text: Viennale 2008)

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