Poldo, ein kräftiger Mann Mitte zwanzig, versucht verzweifelt, den Slums zu entkommen. Er hat Ambitionen, nach oben zu kommen, und so schmeichelt er sich bei seinem Boss Sonny Gaston ein, einem reichen Playboy, der seine Untergebenen mit der Verantwortungs- und Interesselosigkeit eines feudalen Grundherrn behandelt. Eines Nachts rettet Poldo seinen Boss vor den Angriffen des Gangsters Direk. Beeindruckt von Poldos Kraft, ernennt Sonny ihn zu seinem persönlichen Bodyguard («guwardya») und macht ihn zu einem Mitglied seiner Gang. Zwar ist Poldo noch immer nur ein Laufbursche, aber begeistert von dem Gedanken, dass er nun von den oberen Zehntausend akzeptiert wird. Brocka will sich in Jaguar nicht damit begnügen, die Müllhalden der Slums zu durchforsten, und zeigt uns ein anderes Manila: Mittels Actionszenen und harten Schnitten führt er uns anhand weniger Schritte bzw. Aufnahmen aus der Welt des Elends zu jener anderen, in der Luxus regiert. Natürlich ist der Kontrast abstoßend, doch Brocka vermeidet es, diesen Bruch auszuwalzen. Er appelliert an nichts, versucht nichts zu beweisen. Das Talent Brocka verwendet die Fiktion und ihre Kunstgriffe als einfaches Gegenmittel für politisches Pathos. (...) Jaguar ist ein Film noir mit all dessen klassischen Elementen (das Thema der unglückseligen Liebenden, die nächtliche Verfolgungsszene, elektrisches Licht, das sich auf dem nassen Asphalt spiegelt). Jaguar steht neben einigen der besten Filme, die in diesem Genre gemacht wurden, und das liegt nicht zuletzt an seiner gesellschaftspolitischen Darstellung. (Alain Garsault, «Positif» 1981)
(Text: Viennale 2009)
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