Film

Invasion (1969)

Invasión Argentinien , 1969

Min. 128
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Düster und formal streng entwirft Hugo Santiagos über Jahrzehnte verschollener Invasión eine Welt, die nur aus sich selbst heraus erklärbar ist. Aquilea erkennbar als Drehort, vor allem aber mythologisierter Schauplatz Buenos Aires droht von nicht näher definierten Invasoren eingenommen zu werden. Vor der Gleichgültigkeit seiner Einwohner kämpfen organisierte Gruppen im Untergrund, verteidigen heroisch die Stadt und verkörpern auf geradezu archetypische Weise jene Mythen, die der Begriff «Widerstand» in politischen Zusammenhängen beinhaltet. Gedreht wenige Jahre bevor Argentinien von der Militärdiktatur vereinnahmt wurde, ist es fast unmöglich, Invasión nicht als dunkle Vorahnung zu lesen. Doch im Versuch, diese Interpretation auszublenden, entblättert sich der Film als zeitlos künstlerische Auseinandersetzung mit allgemein gültigen Konflikten, als «reines Kino», in dem die Story der Form untergeordnet wird. Dabei spielt vor allem die Tonebene eine wichtige Rolle nicht nur wegen der Bedrohlichkeit schwerer Stiefel auf Asphalt als Gegensatz zur Stille in einem Wohnzimmer voller Bücher. Es sind vor allem die Dialoge und monologisierenden Sentenzen, ganz im abstrakten literarischen Anspruch von Borges verpflichtet, welche die mythologische Welt von Aquilea erschaffen. Nur wenige Momente durchbrechen das elliptische Grundmotiv, die geheimen Befehle und Ausführungen der Widerstandsgruppen (der Film kommt mit überraschend wenig Personal aus, was den gespenstischen Grundton vertieft): In einer Liebesszene zwischen Olga Zubarry und dem eigentlich als Regisseur bekannten Lautaro Murúa verheimlichen beide voreinander ihre Zugehörigkeit zur Widerstandsbewegung. Während er den Märtyertod stirbt, verteilt sie am Ende die Gewehre. Denn die Invasoren sind bereits im Inneren der Stadt, der Kampf muss von den Stadtgrenzen ins Herz verlegt werden. (Verena Teissl)

(Text: Viennale 2005)

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