Das Bild auf der Leinwand flackert unruhig in einem zwar regel-, aber nicht gleichmäßigen Rhythmus. Zu sehen ist eine weiße, waagerechte, vibrierende Linie vor schwarzem Hintergrund. Zunehmend stärker wird sie, die Linie, dichter, dicker - sie «öffnet» sich, als wenn ein Bild erscheinen wolle, ein Fenster. Da teilt sich das Filmbild in zwei Hälften, eine obere und eine untere. Immer noch flackert es unruhig. Der Rhythmus verstört: schwarz/weiß schwarz/weiß weiß/schwarz etc. Abrupter Schnitt auf einen Spielplatz; vermutlich handelt es sich um Found-Footage-Material. Es wird farbig. Ton setzt ein: Kinderkreischen ist zu hören. Die Kamera schwenkt von einem mit Linien und unleserlicher Schrift versehenen Blatt nach oben, zeigt den von einem Gitter umzäunten Spielplatz. Kinder krabbeln im Sand. Erwachsene sitzen auf Bänken, passen auf. Eine eingezäunte Spielwiese. Ein Festival? Und schon wird es wieder abstrakt. Zum Schluss erscheint ein Kreis auf der Leinwand, wiederum heftig flackernd, unruhig pochend: schwarz weiß schwarz Wie ein Herz, das pocht. Die Pupille eines Auges. Ein Loch, in das man beim Schauen fast hineingesogen wird. Das Flackern wird langsamer die Zahl der Schwarzkader erhöht. Und der Zuschauer merkt auf. «Incendiary Cinema» das heißt soviel wie aufrührerisches, aufhetzendes Kino. Der Filmstreifen wird nicht brav bebildert, sondern, könnte man sagen, soll verstören, soll aufstören und beunruhigen, soll auch empfänglich machen für Bilder, das Sehen. Eine kleine, durchaus heilsame Bombe vor dem Hauptfilm. (Hans-Dieter Delkus) Der Trailer wird bei der Eröffnungsgala präsentiert und während des Festivals als Überraschung immer wieder gezeigt.
(Text: Viennale 2005)
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Details
- Regie
- Ken Jacobs