In der Tradition des Direct Cinema stehend, verzichtet Constantin Wulffs Dokumentarfilm zur Gänze auf Kommentar, Interviews und Musik sowie auf jegliche Exposition: Der Zuseher wird kurzerhand mitten ins Geschehen gestoßen. Durch die Montage fügen sich die Beobachtungen und Mikrodramen des Krankenhausalltags zu größeren Themen, die auf diese Weise weit über ein bloßes Klinikporträt hinausreichen und sich zu einer Art Gesellschaftsbild rund um das Thema Geburt fügen. Im guten Wissen, dass er nicht der Erste ist, der an einem solchen Ort dreht, verweigert der Regisseur Fernsehkonventionen: Er liefert keine rund erzählten Porträts werdender Mütter, keine «Was-wurde-aus»-Geschichten, keine der klassischen «human interest stories», die sich gleichsam automatisch an das Thema zu binden scheinen. In die Welt führt anderes vor: knappe, hervorgehobene Episoden von der Verwaltung der Klinik und den Erlebnissen anonymer Schwangerer in den Mühlen der medizinischen Verwaltung, der sie sich anvertraut haben. Ein Werk der Betulichkeit wird man diesen Film nicht nennen können: Wulff thematisiert, ganz sachlich, auch den massiven Schmerz des Geburtsvorgangs, jenes atavistischen physischen Akts, der hier anhand dreier Beispiele in einer fein kalibrierten Mischung aus Diskretion und explizitem Blick dargestellt wird. (Stefan Grissemann) Constantin Wulffs Blick ist neugierig und offen, der eingespielte Apparat der Anstalt gibt die institutionelle Fassung für dramatische Einzelmomente. Routine und emotionale Höhepunkte sind klug ineinander verwoben, auch weil Wulff jede künstliche Dramatisierung unterlässt. Ganz im Gegensatz zu der beim Thema der Geburt grassierenden Betulichkeit bleibt In die Welt ganz nüchtern und verschärft so den Blick auf das existentielle Gewicht. (Silvia Hallensleben)
(Text: Viennale 2008)
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Details
- Regie
- Constantin Wulff
- Kamera
- Johannes Hammel
- Author
- Constantin Wulff
- Verleih
- Polyfilm Verleih