Die Rückkehr des verlorenen Sohnes - gedemütigt

Die Rückkehr des verlorenen Sohnes - gedemütigt

Il ritorno del figlio prodigo - Umiliati I, F, , 2001

Eine Art Fortsetzung zu Operai, contadini spricht dieser Film über die brutale Konfrontation der Arbeiter und Bauern mit den Gesetzen von Politik und Ökonomie.

Die Rückkehr des verlorenen Sohnes - gedemütigt
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Das Ende und Vergessen des Krieges sind nur zu haben um den Preis des Verdrängens und des so genannten Wiederaufbaus. Also der Durchsetzung der Ordnung des Geldes und der Ausbeutung. Man hat das Gefühl, als wären die Bäume, Hügel und Vögel die letzten Verbündeten des Volkes. Wenn es das Gegenteil von Enteignung gibt, dieser Film wäre es, auf unendlich harte und zugleich weiche Weise. Ein seltsames Tribunal Il ritorno del figlio prodigo und Umiliati, dem Diptychon von Jean-Marie Straub und Danièle Huillet, liegt der Roman von Elio Vittorini, «Le donne di Messina», zugrunde, die Geschichte einer Dorfgemeinschaft, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von Menschen aus verschiedenen Regionen Italiens gegründet wurde und mittlerweile wieder aufgelöst ist. Aber für den Plot eines Buches haben sich Straub und Huillet noch nie sonderlich interessiert. Ihre Arbeit besteht immer darin, Spannungen herauszufiltern, und zwar im doppelten Sinn des Wortes: durch Gegenüberstellungen von Gedanken und unterschiedliche Sinneseindrücke. Aus «Le donne di Messina» haben sie zwei kurze Passagen aufgenommen. In einem vorangegangenen Film, Operai, contadini, waren es vier Kapitel aus demselben Roman, die aus sich überschneidenden Monologen bestanden, in denen die Gemeinschaft der Arbeiter und Bauern sich selbst erzählt, sowohl durch die Art und Weise ihrer Auseinandersetzungen als auch durch die Darstellung ihrer sinnlichen Kraft Während Il ritorno del figlio prodigo noch einmal die Gemeinschaft in ihrer Selbstdarstellung in Szene setzt, greift Umiliati die Kapitel heraus, in denen sie brutal mit der Au-ßenwelt konfrontiert ist mit den Gesetzen von Ökonomie und Politik: Der Krieg ist zu Ende, Republik und Wirtschaftswunder sind in vollem Gange. Die Kontinuität scheint fraglos. Doch dem ist nicht so. Geradlinige Logik, die mit der Utopie sympathisiert, bevor sie diese der historischen Dialektik opfert, ist Straubs und Huillets Sache nicht. Was sie an Vittorinis Buch gereizt hat, ist die Spannung, die sie darin erkannt haben, die gleiche, die ihr eigenes Filmschaffen und ihren Marxismus durchzieht, eine Spannung, für die zwei Namen stehen könnten: Bertolt Brecht, der Künstler, der rigoros mit der marxistischen Dialektik Theater machen wollte, und Friedrich Hölderlin, der Dichter, der als einer der ersten die Revolution der sinnlichen Welt erkannte. ... (Jacques Rancière)

(Text: Viennale 2004)

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