I Hired a Contract Killer

I Hired a Contract Killer

FIN, S, GB, , 1990

Jean-Pierre Léaud, will sterben. Zunächst. Dann will er doch ganz gern am Leben bleiben, weil eine Frau sein Leben überraschend betreten hat. Dummerweise ist der Killer, den er auf sich selbst angesetzt hat, schon unterwegs.

I Hired a Contract Killer
Min. 80
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Aki Kaurismäki verkauft Sonnenbrillen. Mürrisch, die Haare fettig wie eh und je, wartet er neben einem Londoner Kiosk auf Kundschaft. Statt schwarzer müssten seine Brillen allerdings blaue Gläser haben: Denn I Hired a Contract Killer, Kaurismäkis erstes «postfinnisches» Werk, in London gedreht, ist ein Film in allen nur erdenklichen Blautönen, voll schwarzen Humors. Er bewegt sich «zwischen Dreyer und Melville, ohne einen von ihnen in irgendeiner Weise zu berühren», sagt Kaurismäki mit der ihm eigenen (Nach-)Lässigkeit. So kann er ohne «Berührungsängste» Serge Reggiani einen kleinen Auftritt absolvieren lassen, der in Melvilles Le Doulos (1962) eine seiner besten Rollen spielte. Auch dort ging es um einen «Contract Killer», und Melvilles graues, vom Großstadtverkehr zerschnittenes Vorort-Paris liegt gar nicht so fern von Kaurismäkis London. Von Paris nach London hat es auch Jean-Pierre Léaud verschlagen. Der einstige Liebling der Nouvelle Vague, dessen Sätze früher sprudelten wie ein Wasserfall, bleibt im Englischen wortkarg. Die fremde und feindliche Welt hat dem scheuen, kleinen Angestellten Henri die Sprache verschlagen. Alle einfachen Möglichkeiten, seinem Leben ein Ende zu setzen, sind ihm verstellt. So bleibt nur die unmögliche Lösung: I Hired a Contract Killer. Wie Léaud den Lebensmüden spielt, das hat was von einer Pantomime. Er kneift missmutig die Augen zu Schlitzen zusammen, und jede einzelne seiner sparsamen Bewegungen erscheint als mühsam sich selbst abgerungenes Zugeständnis an seine Umwelt. Doch ein anständiger Schluck Whisky, eine Schachtel filterloser Zigaretten und die Bekanntschaft mit der Rosenverkäuferin Margaret wecken plötzlich die Lebensgeister des Todgeweihten. So muss Henri dann fliehen vor seinem Blut hustenden Killer, der sich weigert, den Auftrag zu stornieren. Allein die tapfere Margaret spendet dem Gehetzten Trost: «Die Arbeiterklasse hat kein Vaterland.» (Peter Körte, Stadtkino-Programm Nr. 200)


(Text: Viennale 2008)

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