Film

Hong yan (Dam Street)

China , 2004

Min. 93
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Um einen Skandal zu vermeiden, wird die 16-jährige Yun dazu gezwungen, das Baby, das sie von einem ihrer Mitschüler erwartet, zur Adoption freizugeben. Außerdem muss sie die Schule verlassen. Ihr Ruf leidet dennoch dauerhaft unter diesem Ereignis. Jahre später arbeitet sie bei einer Unterhaltungstruppe als Schlagersängerin, hat ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann und gilt als Flittchen. Da begegnet ihr plötzlich ein etwas unerzogener kleiner Junge, der für sie zu schwärmen scheint. Unwissend, dass sie Mutter und Sohn sind, freunden sich die beiden verlorenen Seelen miteinander an. Durch einen Zufall erfährt allerdings Yuns Mutter von der wahren Identität des Kindes und bedrängt, da sie sich im Alter nach Enkeln sehnt, ihre Tochter, es zurück zu fordern. Aber einer späten glücklichen Familienzusammenführung stehen die gemessen zurückhaltende Erzählhaltung von Dam Street ebenso im Weg wie die Vernunft der Hauptfigur, die ihrem Sohn die Konfrontation mit den Lebenslügen der Erwachsenen ersparen will: Der Junge soll nicht verkraften müssen, dass das Gesicht zu wahren einmal wichtiger war als er selbst. Li Yu erzählt in ihrem ruhigen zweiten Spielfilm indirekt und sehr behutsam von einer allmählich entstehenden Sehnsucht nach einem Familienglück, das möglich gewesen wäre und verspielt worden ist. Als Indikator einer Doppelmoral, die ganze Familien ins Unglück stürzt, wirkt dabei die Abwesenheit der Väter und die Darstellung von Ehemännern als betrügerisch. Dam Street handelt nicht nur davon, dass ein Kind ein Geschenk ist, das es ohne Zögern anzunehmen gilt. Sondern auch von jenem vermeintlich bewältigbaren Ereignis, das im Verborgenen Kreise zieht und unabschätzbare Folgen zeitigt. Eines Tages stellt es sich als jener Moment heraus, in dem man sein Leben aus nichtigen Gründen in den Sand gesetzt hat. (Alexandra Seitz)

(Text: Viennale 2005)

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Details

Regie
Li Yu
Kamera
Wang Wei
Author
Li Yu, Fang Li
Musik
Liu Sijun, Dong Wei

Kinoprogramm