Ein geschickt konstruierter Zusammenbruch einer scheinbar normalen Familie: Toshio und seine Frau Akie sind zwar schon lange kein glückliches Paar mehr, doch die gemeinsame Tochter Hotaru ist weiterhin Mittelpunkt ihres Lebens. Als überraschend Yasaka, ein alter Bekannter Toshios auftaucht (der schaurig in Weiß auftretende Tadanobu Asano) und dieser ihn nicht nur in seine Werkstatt, sondern auch gleich in sein Haus aufnimmt, geraten die Familienverhältnisse zunehmend ins Wanken. Dem Anschein nach hat nicht nur Yasaka eine dunkle Vergangenheit. Toshio scheint der Ausstrahlung des altbekannten Fremden völlig zu erliegen, aber auch seine Frau fühlt sich zu diesem auf seltsame Art hingezogen. Der lange Atem von nicht mehr gutzumachender Schuld haucht der Situation einen unangenehmen Beigeschmack ein. Es wird ein Punkt erreicht, an dem sich die angespannte Stimmung unausweichlich entladen muss.
Dramatisch, die düstere Handlung stets von den bedrohlichen Klängen des titelgebenden Instruments begleitet, ist Harmonium die langsame, drückend inszenierte Zerrüttung einer Familie, deren Mitglieder die immer größer werdende Belastung irgendwann nicht mehr ertragen können. Sie finden sich, wie der japanische Titel vorwegnimmt, “Am Randes des Abgrunds” wieder, beim verzweifelten Versuch, die Vergangenheit ungeschehen zu machen.
Das in sich geschlossene System, das scheinbar gut funktioniert, aber durch das Öffnen gegenüber einem Einfluss von Außen seine inneren Schwächen offenbart, das interessierte Regisseur Koji Fukada bereits in seinen vorhergehenden Filmen, dem vielbeachteten Hospitalité (2010) oder auch Au revoir l’été (2013). Niemals jedoch drehte er die Schraube so konsequent weiter wie in diesem unheilschwangeren Drama, das in Cannes mit einem Jurypreis (Un certain regard) ausgezeichnet wurde.
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Details
- Schauspieler
- Mariko Tsutsui, Tadanobu Asano, Kanji Furutachi
- Regie
- Kôji Fukada
- Author
- Kôji Fukada