Hamilton schildert zwei Sommertage im Leben einer jungen Familie: Lena und Joe sind seit kurzem unbeabsichtigt Eltern und leben in einer bunt zusammengewürfelten Nachbarschaft in einem Vorort im Nordosten von Baltimore. Doch die beiden sehen einander kaum, denn während Lena bei Joes Eltern wohnt und das Kind versorgt, hat dieser eine eigene Wohnung und versucht, zwei Jobs unter einen Hut zu bringen. Matthew Porterfield erzählt in seinem Regiedebüt die Geschichte dieses jungen Paars mit minimalem Dialog und entwirft fragmentarisch eine Lebenssituation. Dabei setzt er das Geschehen wiederholt vor der Naturkulisse Marylands mit ihren üppigen Wäldern und dunstigen Straßen in Szene, ein Hintergrund, der die Situation von Lena und Joe wirkungsvoll widerspiegelt. Hamilton, mit einer Spiellänge von knapp einer Stunde mit einem Minimalbudget und Amateurschauspielern von Porterfield in seiner Heimatstadt Baltimore gedreht, ist einer der originellsten und ergreifendsten amerikanischen Independentfilme der letzten Jahre. Hamilton ist ein Film mit einer einfachen Geschichte, doch Porterfields Talent zeigt sich vor allem darin, wie er diese zum Leben erweckt: Seine zarten und doch unsentimentalen Bilder - vorzüglich arrangiert, sich allmählich entwickelnd und in sattes Licht und Farben getaucht - vermitteln die anmutigen Rhythmen und den leisen Kummer zweier junger Leben, die hier auf Eis gelegt sind. Porterfield erweist sich dabei als ein Meister im Umgang mit Zeit und Rhythmus: Hier dauert ein acht Minuten langer Ausflug tatsächlich acht Minuten, aber diese sind voller optischer Offenbarungen. Am Ende lässt Hamilton seine Zuschauer erstaunt zurück - und gespannt darauf wartend, was dieser junge Filmemacher wohl als nächstes machen wird. (Richard Brody)
(Text: Viennale 2007)
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Details
- Regie
- Matthew Porterfield
- Kamera
- Jeremy Saulnier
- Author
- Matthew Porterfield