"Grenzenlos": Auf der Suche nach dem Bösen
Der Geheimagent James Moore ( James McAvoy) und die Meeresbiologin Danielle Flinders (Alicia Vikander) lernen einander in ihren Weihnachtsferien in einem Hotel in Frankreich kennen. Aus Sicherheitsgründen gibt James vor, ein Entwicklungshelfer und Wasserbauingenieur zu sein, was zwar für die meisten Menschen nicht so beeindruckend wie sein echter Beruf „Geheimagent“ klingt, aber Danielle trotzdem fasziniert. Sie arbeitet an einer Studie, mit der sie dem Ursprung des Lebens sprichwörtlich auf den Grund gehen will. Ein Unterwasserforschungsboot soll sie in die dunkelsten Tiefen des Meeres bringen, wo sie Ausschau nach Mikroorganismen halten will. Währenddessen ist James auf einer waghalsigen Mission in Somalia und muss sich mit der dunkelsten Seite der menschlichen Seele auseinandersetzen. Er wird von Terroristen verschleppt und einzig die Hoffnung auf ein Wiedersehn mit seiner Geliebten gibt ihm die Kraft, die Qualen durchzustehen.
Romanverfilmung
„Grenzenlos“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von J.M.Ledgard, der für den „Economist“ als Ost-Afrika Korrespondent arbeitet. Das Melodrama über Liebe, Verlust und menschliche Abgründe schafft es auf poetische Art und Weise die Themen Natur und Religion miteinander zu verbinden. Die erste Hälfte spielt sich zur Gänze in einem romantischen Hotel an der französischen Westküste ab. Mit klugen Dialogen und eindrucksvollen Bildern schafft es Wenders, eine glaubhafte Liebesbeziehung zu erzählen. Auch wenn die Figurenkonstellation etwas absurd klingt, nimmt der deutsche Filmemacher der Figur des Geheimagenten jegliche falsche Coolness, die wir von Bond und Co. kennen.
Europäische Hollywoodgrößen
In den Hauptrollen brillieren der Ire James McAvoy und die Schwedin Alicia Vikander. Die Chemie zwischen den beiden Ausnahmetalenten stimmt auf jeder Ebene. Obwohl sich die Figuren nur am Anfang des Filmes gegenüberstehen, spürt man ihre Verbindung auch wenn sie tausende Kilometer voneinander entfernt sind. McAvoy entgeht in Somalia dem Wahnsinn nur durch seine Erinnerung an Vikander, die es schafft, sowohl den Geheimagenten als auch das Publikum schon nach wenigen Minuten in ihren Bann zu ziehen.
Wenders bleibt produktiv
Auch in seinem neusten Werk stellt Wenders seine fotografischen Fähigkeiten unter Beweis. Vor allem die Unterwasserwelten überzeugen durch eine virtuose Lichtsetzung. „Grenzenlos“ ist der fünfte Film des 73 jährigen Regisseurs in den letzten vier Jahren. Obwohl „Die schönen Tage von Aranjuez“ und die Doku über den Papst keine großen filmischen Würfe waren, wird er mir seinem neusten Drama seinem Ruf gerecht. Eine berührende Liebesgeschichte, die zum Nachdenken anregt.
4 von 5 Tropfen Wasser
Özgür Anil