GEQUATSCHE UND GEBALLER
Til Schweiger wäre gern Ben Affleck. Charismatischer Actionheld im großen Kinoformat, ambitionierter Thriller-Regisseur im Zweitberuf. Allerdings hätte Schweiger schon mit "charismatischer Actionheld" genug zu tun. Dass er beispielsweise als Totschläger gute Figur machen kann, hat er in Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" eindrucksvoll bewiesen und kam dabei völlig ohne Dialogzeile aus. Aber Actionheld spielen, markig sprechen und dann auch noch Regie führen, kann nicht jeder. Dass auch noch die eigene Tochter Luna neben ihm die zweite Hauptrolle spielt, hat ebenfalls nicht geholfen. Aber so konnten Vater und Tochter wenigstens eine Menge Quality-Time miteinander verbringen.
m zartfühlenden Dialog mit der Tochter lässt Schweiger so viel Zeit vergehen, dass man schon das Sandmännchen ums Eck biegen sieht. Dazwischen wird geballert, was das Zeug hält. Internationales Thriller-Niveau erreicht der "Schutzengel" trotzdem niemals, auch wenn im Hintergrund als großes Vorbild ein Ben-Affleck-Thriller im Fernsehen läuft. Den schaut sich Luna Schweiger in ihrer Rolle als Nina an, während sie sich vor dem Todesschwadron eines Waffenschiebers (grimmig: Heiner Lauterbach) versteckt. Als Zeugin eines Mordes befindet sie sich ständig im Kugelhagel, begleitet von Papa Til als ihrem persönlichen Polizeischutz.
Schweiger ringt um großes Kino, indem er vor allem sprechende Köpfe zeigt und das in rasender Abfolge. Alle haben Großaufnahmen, sogar die Kaffeemaschine. Dazwischen unterbrechen völlig überzogene Verfolgungsjagden das elende Gequatsche. Und Moritz Bleibtreu sitzt als beinloser Afghanistan-Veteran in Rollstuhl. Angeblich hat Schweiger ja deutschen Soldaten in Afghanistan als Erstes seinen Film gezeigt. Abschreckung in jeder Hinsicht.
** von *****