Das Aquarium
Genenet al Asmak Ägypten, F, D, , 2008
Laila ist Moderatorin einer Radio-Beratungssendung. Ihre leicht kratzige und dabei doch energisch klingende Stimme hat sie bei den nächtlichen Anrufern unverwechselbar gemacht, und Lailas Sendung ist mittlerweile Kult in Kairos wohlhabender Mittelschicht, aus der auch ihre Gesprächspartner stammen: Diese haben nämlich genug Zeit, sich um ihre Liebes- und Sexprobleme zu kümmern, da für sie sonst alles in bester Ordnung ist. In der wunderbaren Eröffnungssequenz von The Aquarium, den Yousry Nasrallah, ehemals Assistent des großen ägyptischen Regisseurs Youssef Chahine, drehte, sieht man eine Promenade am Nil. Festlich beleuchtete Ausflugsboote tuckern unterm Sternenhimmel dahin, während am Ufer Paare knutschen, Männer trinken, Touristen und Passanten flanieren und das Ganze ein bisschen nach Paris aussieht. Zu Lailas Stammhörern gehört der Arzt Youssef, der als Anästhesist tagsüber im Krankenhaus arbeitet und nachts, weil er nicht schlafen kann, in einer Abtreibungsklinik. Youssefs Vater ist sterbenskrank, dennoch mäkelt er wie eh und je an seinem Sohn herum. In einer langen Szene erklärt er, wie ein ordentlich gebundenes Schuhband auszusehen habe: Die Schleife müsse mitten auf dem Fuß sitzen, dürfe nicht verrutschen wie bei Youssef, der stets mit übergeschlagenen Beinen knotet; daran erkenne man die Versager. Währenddessen kämpft Laila mit einer Zensorin, und zwischendurch treten Nebendarsteller quasi neben ihre Figuren, erläutern ihre Rollen, und man erfährt viel über das Leben der Reichen und Schönen. Dass sich Laila und Youssef schließlich treffen, scheint zwangsläufig; und immer noch tuckern die Ausflugsboote über den Nil. (Daniela Sannwald)
(Text: Viennale 2008)
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Details
- Regie
- Yousry Nasrallah
- Kamera
- Samir
- Author
- Yousry Nasrallah, Nasser Abdel-Rahmane
- Musik
- Tamer Karawan