Film

Geminis

Argentinien, F, , 2005

Min. 85
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Ezequiel, der älteste Sohn einer vorstädtischen Mittelklassefamilie, wird in Buenos Aires vom Flughafen abgeholt. Mit ihm aus Barcelona kommt seine Verlobte Montserrat, ihre Hochzeitsfeier steht am Programm. Montserrat bringt frischen Wind in eine Familie, in der Mutter Lucia gebieterisch auf ihrer Vormachtstellung beharrt, während Vater Daniel im Betrachten der Sterne Trost sucht. Die jüngeren Geschwister Jeremias und Meme lassen sich derweil in einer inzestuösen Beziehung dahintreiben ein Geheimnis zwischen beiden, das im Rahmen angespannter Hochzeitsfeierlichkeiten auf Enthüllung wartet. Albertina Carri, eine weitere markante Stimme des jungen argentinischen Kinos, wandelt bei ihrem Mutter-Melodram Erzählmotive aus mediterranen «Dekadenz»-Epen ab, namentlich etwa aus Luchino Viscontis spätem Gruppo di famiglia in un interno, in dem Helmut Berger Verstörungen in eine vergleichbare Familienstruktur trägt. An die Filme Pedro Almodóvars mit Marisa Paredes erinnern nicht nur Momente wie jener, in dem Christina Banegas mit vorgestrecktem Weinglas ihre Position als Diva unterstreicht, sondern auch die eingestreuten popmedialen Referenzen: Die anfänglich träge Familienstimmung wird mit Ausschnitten aus einer TV-Dokumentation über den Lebensstil von Pandabären unterstrichen, der Cliffhanger einer Telenovela bereitet auf die große familiäre Konfrontation vor. Carris Erzählweise freilich ist unterschiedlich: Der Feinmechanik eines Familienlebens mit seinem inhärenten Humor wird mehr Augenmerk gewidmet, insbesonders der Entwicklung der Geschwister, und dies mittels einer mit weichen Bewegungen und gezieltem Halbdunkel arbeitenden Kamera; Meme entfernt sich schließlich von der Rolle eines der «Geminis». (Hans Christian Leitich)

(Text: Viennale 2005)

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