"Gauguin": Den Pinsel in die Südsee tauchen

"Gauguin": Den Pinsel in die Südsee tauchen
Vincent Cassel spielt den getriebenen Maler, der aus Geldmangel und Zivilisationsüberdruss 1891 von Paris in die Südsee übersiedelt.

Dieser Mann ist ein Getriebener, den nichts und niemand von der Ausübung seiner Kunst abhalten kann – weder Geldmangel noch Erfolglosigkeit. Zivilisationsüberdruss kommt noch hinzu und so plant Paul Gauguin im Jahr 1891, aus Paris zu verschwinden, um in die Südsee zu übersiedeln. Bei den Künstlerkollegen stößt er mit dem Auswanderungsprojekt auf wenig Gegenliebe; auch Frau und Kinder weigern sich, ihn zu begleiten, doch Gauguin setzt sich unbeirrt nach Polynesien ab.

Trügerisches Paradies

"Gauguin": Den Pinsel in die Südsee tauchen

Natürlich ist es auf Tahiti dann gar nicht so paradiesisch und entgegen seiner Vorstellungen wird dort ebenfalls dringend Geld zum Überleben benötig. Als ihn sogar die Alte Welt einholt und in seinem Wohnort Kirchenglocken zu bimmeln beginnen, taucht der gesundheitlich schwer angeschlagene Maler noch weiter in die Wildnis ab, von wo er mit einer Einheimischen namens Tehura zurückkehrt. Diese junge Lebensgefährtin regt zunächst seine Kreativität an und wird zu seinem bevorzugten Modell, doch später quält ihn ihretwegen auch rasende Eifersucht, durch die seine Schaffenskraft vorübergehend stockt.

Zu glatt erzählt

"Gauguin": Den Pinsel in die Südsee tauchen

Edouard Deluc inszeniert sein Künstlerporträt vielleicht eine Spur zu beschönigend (Tehura ist hier ein junges Mädchen, aber ganz sicher keine 13 Jahre alt, wie die echte Polynesierin), und Vincent Cassel leidet als Hauptfigur mit wirrem Bart gepflegt vor sich hin. Immerhin wird vor wundervollen Südseekulissen deutlich, unter welchen extremen Bedingungen große Kunst entsteht und wie schlecht ein begnadetet Maler meist geeignet ist, seine Werke zu vermarkten.

Kunstgewerbe als Einnahmequelle

"Gauguin": Den Pinsel in die Südsee tauchen

Übrigens stellt es eine besondere Ironie dar, dass ein Eingeborener, dem Gauguin Fertigkeiten im Holzschnitzen beigebracht hat, das Gelernte zu einer lukrativen Einnahmequelle umzusetzen versteht. Noch dazu ist dieser Junge ebenfalls in Tehura verliebt und durch Herstellung von Einheitskunst gelingt es ihm, der Frau einen Lebensunterhalt zu bieten, woran Gauguin mit seinen Werken scheitert. Im Abspann werden dann noch die berühmten Gemälde eingeblendet, an deren Entstehung wir sozusagen gerade teilhaben konnten.

7 von 10 südlichen Farbtupfern

franco schedl