Drei Teenager, Gerardo, Raymundo und Nano, verbringen ihre Zeit damit, Benzin zu klauen, um ziellos mit geliehenen Autos durch die Nacht zu fahren. Jeder Stopp ist ein Crash mit der Wirklichkeit, stellt ihre Freundschaft auf die Probe und macht die Einsamkeit des Daseins spürbar - sie scheinen ganz normale Halbwüchsige zu sein. Doch Gasolina ist ein außergewöhnlicher Film: Mit traumwandlerischer Sicherheit wechselt Julio Hernández Cordón zwischen einer minimalistischen Filmrealität und phantastischen Momenten. Etwa wenn sich die drei in das Cockpit eines Flugzeuges denken und das Auto zum Flieger wird. Am liebsten, sagt einer, würde er in einem Flugzeug wohnen, immer und immer. «Und wo würdest du essen, schlafen und scheißen?», kontert sein Freund nüchtern. Als ein Unfall passiert und sie einen alten Mann überfahren, übergießen sie diesen mit Benzin, verbrennen die «Spuren» ihrer Tat. «Was soll's, ist ja nur ein alter Indio», meint einer. Dabei geht die Kamera auf große Distanz - und macht die nächtliche Szenario umso gespenstischer. Gasolina, finanziert durch den Verkauf von dreißig zeitgenössischen Kunstwerken guatemaltekischer Künstler, ist wie ein chirurgischer Schnitt in eine zu Eis erstarrte Oberfläche, die Abgründe darunter schieben sich radikal ins Bewusstsein. Fast befreiend wirkt die Schlusseinstellung, in der Gerardo, asthmatisch keuchend gegen eine Metallwand gelehnt, in einen Himmel blickt, der erstmals erahnbar wird, wenn er vielleicht auch nichts Gutes verheißt. (Verena Teissl)
(Text: Viennale 2009)
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Details
- Regie
- Julio Hernández Cordón
- Kamera
- María Secco
- Author
- Julio Hernández Cordón
- Musik
- Francis Davila