Normalerweise wird in den Medien der Hunger in der Welt von einer übergeordneten, statistischen Warte aus betrachtet. Meistens wird dabei nicht wirklich klar, was Hunger für jene bedeutet, die mit ihm leben müssen. Was aber bewirkt der Mangel an Nahrung innerhalb einer Familie? Was bedeutet er für deren Zukunft? Welche psychischen Folgen hat es, dass ein Vater oder eine Mutter die eigenen Kinder an Hunger leiden sieht? Wie werden die Eltern damit fertig? Wie gelangen arme Familien überhaupt an Lebensmittel, und wie verteilen sie diese unter den Familienmitgliedern? Antworten auf solche Fragen findet man nicht in den Statistiken oder auf Fotos von Hungernden. Um herauszufinden, was Hunger bedeutet, muss man mit Hungernden zusammenleben, Tag für Tag, wenigstens für eine Weile. Um die Erfahrung des Hungers aus der Perspektive der Betroffenen zu schildern, hat der Regisseur José Padilha dreißig Tage lang den Alltag dreier brasilianischer Familien geteilt. Eine von ihnen lebt in der Großstadt, eine in einer Kleinstadt, die dritte weit entfernt von allen urbanen Einrichtungen. Hunger, das wird in seinem Film offensichtlich, hat tiefgreifende Auswirkungen. Zu ihnen gehören Alkoholismus, Aberglaube, Kindesmisshandlung. Titelgebendes Beispiel: Garapa ist eine Mischung aus Wasser und Zucker, kalorienreich und relativ billig. So ist für viele arme Familien Garapa ein Grundnahrungsmittel geworden. (Berlinale) Garapa gehört zu jenen Filmen, die nicht gesehen werden wollen. Er tut weh, er macht sprachlos und wütend, er entsetzt und erschüttert. Es gibt keine Tricks, diese Bilder wegzuschieben in eine der bekannten Verleugnungs-Kisten: Manipulation, Demagogie, Ausbeutung des Leids anderer, was geht uns das an. Es geht die Europäer ebenso viel an wie die Praktiken der Nahrungsmittel-Industrie, die in einer globalen Wirtschaft jedes Land überziehen. (Christina Bylow)
(Text: Viennale 2009)
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Details
- Regie
- José Padilha
- Kamera
- Marcela Bourseau
- Author
- Felipe Lacerda, José Padilha